Lima hat Angst, aber die Stimmung ist okay

Lima hatte letzte Woche Geburtstag. Als offizielles Gründungsdatum gilt der 18. Januar 1535, als der spanische Statthalter Francisco Pizarro sich entschloss, an dieser Stelle am Fluss Rímac und in unmittelbarer Nähe zum Meer die Zentrale seines frisch eroberten Vizekönigreichs einzurichten. Erst ein Jahr zuvor hatten Pizarro und seine spanischen Truppen (168 Mann mit 35 Pferden) den Inca-König Atuahalpa gefangengenommen und hingerichtet – mit Billigung und Unterstützung anderer indigener Gruppen, die von den Inca brutal beherrscht wurden.

Das Inca-Reich war am Ende. Eine neue Hauptstadt musste her.

Die Indigenen nannten den Flecken im fruchtbaren Andenvorland mit seinem gemäßigten Klima Limaq Als Lima wuchs eine Stadt, die heute, so ganz neue Zahlen der Nationalen Statistikbehörde, offiziell 8,5 Millionen Einwohner zählt. Es werden mehr sein. Jeder vierte wenn nicht gar jeder dritte Peruaner lebt in der Megametropole, die sich auf einer Fläche so groß wie das Saarland ausgebreitet hat.

Lima linda, ciudad de los jardines – Das liebliche Lima, Stadt der Gärten – Beschreibungen romantischer Natur, die mit der sozialen Wirklichkeit dieser Stadt nichts zu tun haben. Wie sieht diese Wirklichkeit aus? Wie sehen die Bewohner ihre Stadt und das Leben darin? Antworten liefert eine Studie der peruanischen NGO Lima Cómo Vamos. 2.000 Bewohner Limas wurden im November 2012 zu ihren Ansichten über die öffentlichen Dinge befragt – über ihre Lebenssituation, über die Qualität öffentlicher Dienste und Einrichtungen, über die Probleme im Viertel und einiges mehr.

In Stichworten ein paar Ergebnisse aus diesem Papier.

  • Zufrieden mit Lima sind 48% der Befragten, 16% total unzufrieden.
  • Die Lebensqualität negativ beeinflussen folgende Probleme in dieser Reihenfolge
    • Öffentliche Sicherheit, Verbrechensbekämpfung (68% unzufrieden)
    • Öffentlicher Nahverkehr (60% unzufrieden)
    • Soziale Umgangsformen (46% unzufrieden)
  • Relativ zufrieden sind die Bewohner hingegen mit folgenden Angeboten
    • Versorgung mit Waren, Einkaufsmöglichkeiten (49% sehr zufrieden)
    • Kulturangebot
    • Bildungseinrichtungen (33% unzufr, 40 weder noch, 26% zufrieden)

Drei Viertel haben Angst vor Kriminalität, inseguridad ciudadana – Gefühl der Unsicherheit im städtischen Umfeld
Die Menschen fürchten sich vor allem vor Raubüberfällen auf offener Straße, insbesondere im Zentrum von Lima. Das Gefühl der Unsicherheit nimmt sogar zu: die Zahlen gegenüber dem Vorjahr haben sich verschlechtert.

Was einem so passieren kann auf den Straßen findet sich zB auf der Seite Que no te roben  (Lass dich nicht berauben!), auf der jeder derartige Vorfälle eintragen kann. Die Seite ist nicht sehr aktuell, die meisten Einträge datieren aus 2010/11. Allerdings werfen die geschilderten Raubüberfälle, teils selbst erlitten, teils beobachtet, ein Schlaglicht auf die Situationen, in die man geraten kann.

Ein Opfer schildert Folgendes um 10 Uhr Abends in einem Innenstadtbezirk.

Zunächst näherten sich 2 Jugendliche, ungefähr 20 Jahre alt. Als ich mich zur Wehr setzte, näherten sich 2 weitere, die dort herumlungerten. Sie nahmen mir meine Uhr, meine Brieftasche und Rucksack und verdrückten sich in die Seitenstraße.
primero se acercaron 2 jovenes de aproximadamente 20 años.. al poner resistencia se acercaron 2 mas q merodeaban por ahi….y se llevaron mi reloj, billetera y mochila metiendose por el pasaje malambito.

Auf der Rangliste der Verbechen, durch die sich die Stadtbewohner gefährdet fühlen, stehen in der Reihenfolge: Drogenkriminalität, Bandenunwesen, Wohnungseinbrüche, Alkoholismus, Autodiebstahl, Sexuelle Gewalt.

Es gibt aber auch Fortschritte. Die Bedrohung durch herumlungernde Jugendbanden, die pandillas, hat abgenommen und findet sich fast nur noch in den Vorstadtslums. Ähnliches trifft auf Wohnungseinbrüche zu. Interessanterweise fürchtet man sich aber vor allem im Zentrum vor Raubüberfällen. Das hat Konsequenzen für das eigene Viertel. Inzwischen befürwortet mehr als die Hälfte der Befragten eine Abschottung der Straßen und Parks eines Viertels, wenn sich die Nachbarn darauf verständigen. Sicherheit wird privatisiert.

Öffentlicher Personennahverkehr: für die Hälfte ein Problem
Drei Viertel der Stadtbewohner nutzen den Öffentlichen Nahverkehr und nur 12% sind mit eigenem Fahrzeug unterwegs. Täglich plagen sich also Millionen Menschen mit einem ziemlich chaotischen, teuren und unsicheren System.

Als schnell wachsende Millionen-Metropole eines aufstrebenden Schwellenlandes sah sich Lima erst in den letzten Jahrzehnten in der Lage, einen geordneten ÖPNV zu organisieren. Noch ist außer einem fragmentarischen U-Bahn-Bau (Metro) und einem chronisch unzuverlässigem Schnellbus-System (Metropolitano) nicht viel passiert.

Bis heute wird der Großteil des Transports getragen durch ein chaotisches System aus privaten Buslinien, von denen es offiziell fast 700 in der Stadt gibt. Ein Teil dieses Geschäfts läuft informell. Die Kunden sind genervt. Die Meinungen über die Minibusse (wie auch über die Mototaxis) sind verheerend. Die neuen Angebote in staatlicher Trägerschaft kommen weit besser weg – wie übrigens auch die lizensierten Taxis.
Unfälle auf Grund mangelnder Fahrzeugwartung sind in diesem Wirrwarr nicht das einzige Problem.

Ich stieg in einen Minibus ein und als wir zur Brücke in Habich kamen, zogen ein Typ vor uns und ein Typ hinter dem Fahrer einen Revolver. Sie raubten mich und einen Passagier aus, hielten uns eine Stunde fest und ließen uns in Palao laufen. Nicht auf der Alonso Ugarte in Minibusse einsteigen, weil das Piraten sind!

Subí a un colectivo de pro, y cuando llegó a habich (puente) el tipo de adelante y uno detrás del piloto sacaron un revolver. Nos robaron a un pasajero y a mí, nos tuvieron por un lapso de una hora y nos dejaron por palao. NO TOMAR COLECTIVOS POR ALFONSO UGARTE porque son PIRATAS.

Die Stadtregierung versucht gegenzusteuern. 2011 wurden Regelungen erlassen, was prompt zu einem Generalstreik der Transportunternehmer führte. Hier eine Zusammenfassung des Online-Magazins Latina-Press

Eine der neuen Vereinbarungen verbietet, dass Busse in der Mitte der Straße anhalten um Fahrgäste aufzunehmen. Dadurch sollen nach Angaben der Regierung Staus vermieden werden. In Zukunft ist es den Transportunternehmern verboten, minderjährige Fahrtgeld Sammler/innen ohne amtliche Genehmigung einzustellen. Ebenso soll es Mindeststandarts in Bezug auf die Ausstattung und Grösse der Busse geben. Busfahrern soll es nicht mehr gestattet sein, Fahrgäste nach ihrem eigenen Ermessen vom Transport auszuschließen.

Interessant ist ein weiterer Nebenaspekt des Straßenverkehrs. Ob sich denn ihrer Meinung nach die Verkehrsteilnehmer an Ampelzeichen halten würden, wurde gefragt. Nur 18,6 % der Befragten glauben, dass sich alle daran halten. 52% hingegen meinen, nur sehr wenige würden sich daran halten.

Ein Drittel beklagt die Umweltverschmutzung
Hier wird im Zentrum der Stadt an erster Stelle die Luftverschmutzung durch die vielen Fahrzeuge genannt, während die Bewohner der Außenbezirke die schlechte Müllabfuhr und den Mangel an Grünflächen beklagen.

Ein Viertel ist genervt vom informellen und ambulanten Handel
Wie schon die Auseinandersetzungen und brutalen Straßenschlachten bei der Räumung eines Marktes im Stadtviertel Gamarra gezeigt hat: viele Menschen leben vom Groß-, Klein- und Kleinsthandel. Man schlägt sich irgendwie durch, denn soziale Sicherungssysteme sind unbekannt, die Armut, unter der nach wie vor ein Drittel der Peruaner leidet, ist bedrückend. Und da der Staat nichts tut, nicht präsent ist, wird informell gewirtschaftet. Schätzung gehen von einem Anteil der Schwarzwirtschaft von 60% aus.

Die Lage ist ernst, aber die Stimmung ist gut und die Zukunft bietet Chancen.
Trotz der genannten Probleme geben sich die Bewohner Limas optimistisch in Bezug auf die eigene Zukunft und die ihrer Familie. Zwar fühlt sich immer noch ein Viertel von Armut betroffen, aber die Zahlen sinken ständig und die Hoffnung ist bei vielen groß, ihre Lage bald zu verbessern. Insbesondere in den Stadtvierteln, in denen die Armut groß ist, ist auch der Optimismus bei der Beurteilung von Zukunftschancen am weitesten verbeitet.
Die Menschen scheinen die Auswirkungen des peruanischen Wirtschaftswachstums bereits teilweise zu spüren. Die soziale Ungleichheit tangiert das aber kaum. Nur 17% glauben, hier sei etwas erreicht worden.

Fazit
Die Ergebnisse der Befragung zeigen die Probleme Limas deutlich: Kriminalität, Chaos beim Nahverkehr, Umweltprobleme, allgegenwärtige Schwarzökonomie. Die Limeños jedoch verfallen nicht wirklich der Apathie, sondern scheinen relativ optimistisch zu sein, ihre Lage bald zu verbessern.

 

Peruanische Fusionsküche: Chifa

Die peruanische Küche ist einzigartig. Ein besonderes Kennzeichen ist die Fusion vieler Küchenkulturen. Andinische Traditionen treffen auf spanische, auf asiatische, auf afrikanische. Diese Einflüsse haben sich gegenseitig befruchtet und etwas ganz Spezielles hervorgebracht: die peruanisch-chinesische Chifa-Küche.

Die chinesische Küche trifft man inzwischen weltweit. Das hat meines Erachtens zwei wesentliche Ursachen. Zum einen gibt es seit etwa 150 Jahren eine mal an-, mal abschwellende chinesische Arbeitsemigration in die ganze Welt. Mit den Menschen kommt die Kochkultur. Zum anderen basiert die chinesische Küche mit ihrem Wok-Prinzip auf einer elementaren Kochtechnik, die sich überall problemlos zur Anwendung bringen lässt. Eine Feuerstelle, ein Topf, frische Zutaten, viel Gemüse – einfacher geht es nicht.

In Perú trafen die ersten Chinesen 1849 ein. Sie kamen zunächst als halbversklavte Vertragsarbeiter, die auf den Guano-Inseln schufteten und in der Landwirtschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es eine zweite Welle, aber diesmal kamen sie mit ihren Familien. Zahlen über die Anzal der Personen lassen sich nicht auftreiben, es dürften ein paar zehntausend gewesen sein. Die, die blieben, sind inzwischen Peruaner. Ihre Nachfahren haben es inzwischen bis in die höchsten politischen Ämter geschafft, wie zB. José Antonio Chang, der Bildungsminister war und es 2010/11 sogar zum Premierminister brachte.

Das wichtigste Erbe der chino-asiatischen Einwanderung nach Perú ist die Chifa, die peruanisch-chinesische Fusionsküche. Unterschied zur Asiaküche, wie wir sie heute kennen: für die Peruaner ist Chifa ein Teil der peruanischen Küche. Neulich veröffentlichte der peruanische Starkoch Gaston Acourio auf Facebook folgenden Text über Chifa. Hier in einer Übersetzung*

Wundervolles Perú.
Meine Kollegen in Europa, große und anerkannte Köche, sagen mir, dass sie das Perú von heute für die große Speisekammer der Welt halten. Nicht nur auf Grund der natürlichen Vielfalt, die Perú beherbergt, sondern vor allem weil alles, was die Welt anbietet, hier wachsen und sich anpassen kann.

So wie ein Chifa-Gericht, bei dem die Jahrtausend-Kultur Chinas auf ein Mikroklima im Tal von Huaral trifft, um sich zu reproduzieren und seine Nostalgien wiederzubeleben. Weil aus Huaral die chinesischen Apfelsinchen und die Lychi sind, die dieser Soße Leben einhauchen. Aus Huaral sind die chinesischen Enten, die diesem Gericht Leben einhauchen. Eine Pekingente, langsam gebraten mit Apfelsinen und Lychi, die auf den Rocoto-Paprika und das Huacatay trifft; eine Art, sie in dieser Landschaft zu begrüßen, die es ihnen erlaubt, ihre Träume zur Realität werden zu lassen, ohne ihre Identität zu verlieren und eine neue Sprache zu finden, als Frucht einer wunderhübschen Vermischung, so wie unsere geliebte Chifa.
Anstatt sich zu bekämpfen, führten diese Zutaten einen Dialog. Anstatt eine Grenzlinie zu ziehen zwischen Gutem und Bösem, haben es diese beiden Kulturen nicht nur verstanden zusammenzuleben, sondern auch etwas aufzubauen, zu kreieren, gemeinsam zu wachsen.

Ja, dieser Koch ist ein wahrer Poet…

Chifa ist also eine Fusion, bei der die chinesische Machart, also das Wok-Prinzip, erhalten bleibt. Allerdings kommen jetzt Zutaten aus der andinischen Landwirtschaft oder gar aus dem tropischen Perú zum Einsatz. Durchgesetzt hat sich Chifa als preiswerte, schnelle Mahlzeit und als Angebot auf der Straße. Chifa-Lokale und Straßenstände findet man daher überall.

Inzwischen nehmen sich vermehrt professionelle Köche in ihren Restaurants der gehobenen Art dieser veritablen Volksküche an und entwickeln sie kreativ weiter. Gaston Acurio selbst hat 2011 ein Restaurant eröffnet, um auf diesem Weg voranzuschreiten, das Madam Tusan in Lima (Av. Santa Cruz 859, Miraflores). Hier ein Video darüber.

Hier habe ich eine Fotogalerie mit diversen Chifa-Motiven zusammengestellt.

*Peru hermoso.
Mis colegas en europa, grandes y reconocidos cocineros me dicen que ellos ven al Peru de hoy como un gran almacen del mundo.
No solo por la biodiversidad que atesora, tambien porque todo lo que el mundo ofrece puede crecer o adaptarse en el.

Como este plato, en donde la milenaria cultura china encuentra en el valle de huaral un microclima idoneo para reproducir y recrear sus nostalgias.
Por que son de huaral las naranjitas chinas y los laychis que dan vida a esta salsa. Son de huaral los patos raza pekin que dan vida a este plato. Un pato pekin guisado lentamente con naranjitas y laychees que encuentran en el rocoto y el huacatay, una manera de agradecerle a esta tierra que los acogio, les permitio hacer realidad sus sueños sin perder su identidad y que finalmente le permitio encontrar un nuevo lenguaje fruto de un hermoso mestizaje, como nuestro querido CHIFA.
En vez de pelearse, estos ingredientes dialogaron. En vez de trazar una linea divisoria entre buenos y malos, estas dos culturas aprendieron no solo a convivir sino a construir, a crear, a avanzar juntos.

¡Ponte linda mi bombón! – Viagra-Werbung macht Furore in Perú

Ein Werbeclip macht Furore in Perú und hat eine neue Redensart hervorgebracht.

Mit dem Video wirbt eine Apothekenkette für eine besondere Aktion: Über 50-Jährige erhalten einen Rabatt von 10 Prozent. Das Besondere an der Werbung ist die Handlung des Clips, denn der thematisiert gleich mehrere Tabus der prüden peruanischen Gesellschaft: Sexualität im Allgemeinen und solche von Senioren im Besonderen.

Die Handlung ist schnell erzählt. Ein älterer Mann telefoniert mit einer Frau und informiert sie, dass er nun was Besonderes kaufen werde. Er säuselt ins Telefon: ¡Ponte linda mi bombón! – Mach dich hübsch, mein Bonbon! Sie wendet noch ein, dass heute ja nicht Montag sei, worauf er von der Rabattaktion erzählt, dank derer, so der Schluss, er es nun jeden Tag kann. Viagra wird zwar mit keinem Wort explizit erwähnt, aber um was geht ist eindeutig. Und ganz Perú hat das auch so verstanden.

Ich habe eine 15-minütige Reportage eines TV-Kanals gefunden, in dem die beiden Schauspieler durch die Straßen Limas gehen, von allen Passanten erkannt und auf den Clip angesprochen werden. Der Satz ¡Ponte linda mi bombón! hat das Zeug zur Redensart und man findet ihn inzwischen auch oft auf Twitter, natürlich im ironischen Einsatz.

(In der Epoche von ¡Ponte linda mi bombom! nutzen sie Kerosin statt Gleitmittel, um ihre Leidenschaft zu entzünden.)

In dem Clip tritt Olga Zumarán auf. Die 51-Jährige Schauspielerin war Modell, hat in Schönheitswettbewerben abgeräumt und verkörpert seit Jahren in peruanischen Telenovelas die Figur der reifen, sexuell attraktiven Frau.

Pisco, der peruanische Nationalschnaps

Pisco, in Europa so gut wie unbekannt, ist ein Schnaps, der insbesondere in Chile und Perú sehr beliebt ist und als eine Art Nationalgetränk gilt. Vor allem als Cocktail  Pisco Sour trifft man ihn überall.

In der aktuellen Ausgabe von eMixology, einem Online-Magazin für Barkultur, findet sich ein Interview mit Johnny Schuler, der ohne Übertreibung als der Picsopapst Perus bezeichnet werden darf. Der Gastronom aus Lima leitet nicht nur mehrere Restaurants in der peruanischen Hauptstadt, sondern hat auch eine Pisco-Akademie gegründet. Dort wird die Kultur dieses Schnapses gepflegt.

In dem Interview berichtet Schuler ein paar Fakten über den Pisco, der aus der Trinkkultur Perus nicht mehr wegzudenken und vor allem als Cocktail Pisco Sour das beliebteste Getränke des peruanischen Nightlife ist.

  • Pisco wird hergestellt aus Wein.
  • Die Trauben werden geerntet, vergoren, zu Wein gemacht.
  • Der Wein wird genau einmal destilliert und auf die trinkfähige Konsistenz gebracht.
  • Es ist gesetzlich verboten, Wasser oder Zucker zuzusetzen. Das ist zB bei dem chilenischen Produkten anders, so Schuler.
  • Die Destillation gelingt, weil die Weintrauben in dem Klima sehr viel Zucker enthalten und daher einen sehr alkoholhaltigen Wein liefern.

Für die Herstellung von Pisco sind in Perú acht Rebsorten zugelassen. Je nachdem, wie viele Rebsorten zusammenkommen, gibt es unterschiedliche Qualitätsstufen

  • Puro: Nur eine Rebsorte wurde verwendet.
  • Acholado: Es wurden mehrere Rebsorten verwendet.
  • Mostolado oder Mosto Verde: Der Gärungsprozess wurde abgebrochen und es bleibt daher Restzucker in dem Wein. Das ergibt bei der Destillierung ein spezielles Aroma

Die Produktion von Pisco steigt in Perú ständig. Wurden um 2000 noch etwa eine halbe Mio Liter gebrannt, so beträgt die Jahresproduktion inzwischen 8 Mio Liter. Die Erzeuger sind bestrebt, Pisco in die ganze Welt zu exportieren. Unterstützt durch Marketingkampagnen soll er neben Vodka, Gin und Grappa in der Kategorie der klaren Schnäpse treten.

Schuler betreibt für eine Pisco-Marke sogar eine TV-Show zum Thema Pisco. In dem entsprechenden YouTube-Kanal gibt es über 300 Videos zum Thema, Cocktailrezepte, Kochen mit Pisco, Besuche bei Herstellern usw.

The Best Pisco Sours? Lima, Peru

Wer Pisco in Deutschland kaufen will, kann dies online zum Beispiel hier bei Pisco-Peru oder bei dem Versand für lateinamerikanische Lebensmittel Latinito oder direkt hier beim deutschsprachigen Vertrieb der Bodega Viñas de Oro.

Hier ein Barkeeper aus Lima, der einen Pisco Sour mixt.

Zutaten für Pisco Sour
Eis
3 cl. Pisco
1 cl Zitronensaft
1 cl. Zuckersirup
halbes Eiweiß
Spritzer Angostura Bitter

Präkolumbianische Kulturen Perús (II): Die Inca

Die Hochkulturen Altmerikas, die Zivilisationen vor Kolumbus – es gab viele. Nicht alle waren erfolgreich, aber eine hat es bis in die Moderne geschafft: die Inca.

Die Inca (deutsch: Inka) sind im modernen Perú allgegenwärtig. Sie sind Glanzlicht des Tourismus und zugleich Teil der Populärkultur. Wenn es um das „ursprüngliche“ Perú geht, fällt unweigerlich ihr Name. Deshalb findet sich Inca als schmückendes Beiwort, das nationale Verbundenheit kommuniziert, in vielen Geschäftsnamen und Produkten. Der allgegenwärtige Softdrink Inca Kola ist nur ein Beispiel. Die Inca gelten als DIE Urperuaner schlechthin und sind Volksheilige zugleich.

Was aber genau waren nun diese Inca, die den Andenraum seit Mitte des 15. Jahrhunderts beherrschten und dann von den Spaniern entmachtet wurden?

Ausdehnung des Reiches der Inca (aus Wikipdia, Quelle = Bildklick)

Die Quellenlage über die Geschichte der Inca ist wie bei allen präkolumbianischen Zivilsationen Südamerikas eher schlecht. Die fehlende schriftliche Überlieferung lässt Lücken. Allerdings ist heute einiges über die Geschichte und die Lebensumstände bekannt. Umfangreiche Ruinenfelder und Gräber mit tausenden Fundstücken sind inzwischen professionell ausgewertet. Dazu treten die spanischsprachigen Zeugnisse, in denen kurz nach dem epochalen Wandel mündliche Traditionen festgehalten wurden.

Die Inca bildeten zunächst in den Anden des südlichen Perú um Cusco herum staatliche Strukturen. Dieser Prozess begann 1.000 nChr. Ackerbau (Mais, Kartoffel), Viehzucht, Handwerk, Metallurgie, ein strenger imperialer Kultus mit blutigen Ritualen – aus diesen mit Gewalt organisierten Formationen wurde im Laufe der Zeit ein veritables Königreich (ab ca 1200). Das dehnte sich dann mit hoher Agressivität auf den gesamten nördlichen Andenraum aus – von Ekuador über Bolivien bis nach Nordchile. Dort existierende Kulturen wurden brutal unterworfen und in das Herrschaftssystem integriert, zuweilen recht oberflächlich.

El Inca: der Gottkönig an der Spitze
An der Spitze des Inka-Staates stand eine Art Gottkönig, el inca. Eine politisch-religiöse Elite hielt Infra- und Verwaltungsstrukturen über viele tausende Kilometer aufrecht. Der Apparat war so stabil, dass die Spanier sich dieser Strukturen zunächst bedienten. Nach der Machtübernahme setzten sie eigene, abhängige inca ein, um die Ressourcen des Reiches abzuschöpfen. Zumindest so lange, bis sie einen eigenen Machtapparat aufgebaut hatten. Das dauerte jedoch, denn der nun folgende koloniale Wandel stellt sich ungefähr so dar: Raubbau und Entvölkerung der Anden, Verfall der Inca-Strukturen, zwei-drei Jahrhunderte Apathie, langsamer Wiederaufbau spanischsprachiger, zentralstaatlicher Organisation. Bis die spanische Kultur in den Dörfern der unzugänglichen Täler Einzug hielt, sollte es noch lange dauern und ist nie vollständig gewesen.

Inca-Könige als Volkshelden
Die berühmtesten Inca-Könige sind heute in Perú Volkshelden bis hin zur politischen Vereinnahmung. Dazu gehört natürlich Atuahalpa, der an der Macht war, als die Spanier eintrafen und ihn 1532 gefangenahmen.
Vor allem aber Túpac Amaru, der im April 1572 den Spaniern den Krieg erklärte, mit seiner Streitmacht unterlag und im November in der alten Inca-Haupstadt Cuzco öffentlich hingerichtet wurde. Túpac Amaru gilt als der letzte Inca, als eine tragische Figur. Eine der aktivsten Terrorgruppen der peruanischen Politik zwischen 1980 und 2000, die für den Tod von 1.300 Menschen  verantwortlich gemacht wird, nannte sich Movimiento Revolucionario Túpac Amaru.

Volksmusik aus den Anden
Kulturell sind die Inca heute massiv, jedoch oberflächlich, beinahe folkloristisch präsent. Gleichwohl: ihre Sprache Quechua wird von vielen Millionen Menschen gesprochen, wenn auch kaum gepflegt. Die Namen von Landschaften, Orten, Pflanzen und Kulturtechniken haben Wurzeln in der Inca-Kultur. Darunter ist allerdings auch Volkstumsglauben bis hin zum beinahe schmanistischem Kult der Pacha Mama, der Mutter Erde. Politiker aus der Hauptstadt treten inzwischen in den Andenprovinzen grundsätzlich mit irgendeinem Versatzstück lokaler Inca-Trachten auf. Die Inca sind angesichts der wiederentdeckten indigenen Vielfalt so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner des indigenen Elements in der peruanischem Öffentlichkeit. Das setzt sich fort in der Populärmusik

Hier andinische Volksmusik auf Niveau Kastelruther Spatzen

Andererseits der Jazzmusiker Jean-Pierre Magnet mit seinem Andino-Jazz

Offizielles Video über eine Folklore-Produktion des Staatlichen Peruanischen Nationaltheaters in Lima.

Hier als Schnulze aufbereitet, nur noch Versatzstücke, von der populären Sängerin Amanda Portales

Das nationale Wahrzeichen: Machu Picchu
Weltberühmt sind die Inca durch die Bergstadt Machu Picchu geworden, die von ihnen ab Mitte des 15. Jahrhunderts auf 2.500 Meter Höhe errichtet wurde. Die Stadt war nie ganz verlassen, wurde 1924 durch einen US-Amerikaner „entdeckt“ und wieder zugänglich gemacht. Machu Picchu ist heute eines der meistfotografierten Touristenmotive der Welt und für Perú ein nationales Wahrzeichen wie die ägyptischen Pyramiden oder der Eiffelturm.

Ausstellung in Berlin über die Inca
Hier Fotos aus einer sehr empfehlenswerten Ausstellung im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem, die ich mir vor zwei Wochen angeschaut habe.

Inca: Waffen
Waffe

Inca: Kriegsszenen – nackte Gefangene werden blutend abgeführt.
Kriegszenen

Inca: Mais (Metallobjekt)

Mais als Metallobjekt

Inca: Menschenopfer
Menschenopfer

Inca: Werkzeuge
Werkzeug

Inca: Färbemittel

Farbstoff

Inca: Instrumente

Instrumente

Inca: Rauschszenen (links das Maisbier Chicha, rechts Coca)
Drogen

Hier alle 83 Fotos der Ausstellung in einer Diashow