Aktuell verfügbare Eisenbahnstrecken in Perú

Wer in Perú ein durchgängiges Eisenbahnsystem erwartet, wie man es aus Europa kennt, der dürfte enttäuscht sein: derartiges existiert nur in Fragmenten. Im Grunde gibt es noch zwei Strecken, die Personen auf einer längeren Strecke befördern, eine von Lima aus in die Anden und die andere verbindet die Touristenzentren Machu Picchu, Cuzco und den Titicacasee. Trotzdem: Eisenbahnfahren ist in Perú sicher ein Erlebnis, dass so nirgendwo auf der Welt geboten wird – die Andenrouten sind extrem spektakulär.

Komplizierte Topografie
Perú ist ein Land mit grandiosem topografischen Profil: von der Küste binnen 150 Kilometern ins Andenhochland mit 6.000er Gipfeln, dann das Amazonasbecken. Für den Touristen ist das eine interessante Mischung mit einem hohen Potenzial an staunenswerten Landschaften. Für die verkehrliche Infrastruktur eines armen Landes stellt das aber natürlich eine enorme Herausforderung dar. Dieser Aufgabe ist Perú bis heute noch nicht wirklich gerecht geworden, weder mit einem durchgängig sicher befahrbarem Fernstraßensystem und schon gar nicht mit einem flächendeckenden Schienennetz.

Eisenbahnwesen im Griff der Minenkonjunktur
Im Grunde muss man die wenigen vorhandenen und die sehr vielen stillgelegten Strecken im Lichte der Konjunktur der Minenexploration sehen. Eisenbahnen wurden in Perú immer nur gebaut, um Erze und andere Güter zu transportieren und nicht Menschen. Und wenn Strecken durch Erdrutsche oder Erdbeben zerstört wurden, hat man immer die ökonomische Rechnung aufgemacht – zumeist mit negativem Ergebnis. Die Folgen dieser aus der Not geborenen Verkehrspolitik stellen sich in Perú jetzt so dar, dass Fernreisen zumeist mit dem Bus bewältigt werden. Die Berichte über Busunfälle in den Anden, die fast wöchentlich durch die peruanischen Medien gehen, sind ein überdeutliches Zeichen für die negativen Aspekte dieser Entwicklung.
(Foto: Baranek – Stillgelegte Eisenbahnstrecke in den argentinischen Anden.)

Wenige, privat betriebene Strecken
Trotzdem, als Tourist aus dem Ausland schätzt man das Reisen mit der Eisenbahn. Es ist einigermaßen bequem, erschwinglich, sicher und ermöglicht einen Einblick in das Alltagsleben der Menschen. Daher im Folgenden das Ergebnis einer Recherche zu den aktuell vorhandenen Eisenbahnstrecken. Aktuell vorhanden ist wirklich von entscheidender Bedeutung, denn wenn man sich hier in der Wikipedia die Liste aller peruanischen Eisenbahnstrecken anschaut, denn dann stellt man fest: die allermeisten sind seit Jahrzehnten stillgelegt …

Als weiteren Punkt muss man sich klar machen, dass es sich bei den Unternehmen, die die aktuell verfügbaren Strecken betreiben, nicht um eine zentrale staatliche Behörde handelt, sondern um verschiedene private Unternehmen, die mit dem Staat langfristige Konzessionen zum Berieb vereinbart haben.

Ferrocarril Central del Perú
Diese Strecke ist sicherlich die attraktivste und ein Muss für jeden Fan waghalsiger Eisenbahnprojekte. Der Bau begann 1870 und dauerte über 20 Jahre. Die Strecke führt aktuell von Callao (Küstenstadt bei Lima) bis in die Andenstadt Huancayo (3.270 Meter hoch). Höchster Punkt ist die Station Galera, die auf einer Höhe von 4.781 Metern liegt. Unterwegs wird sogar die Höhe von 4.818 Metern überwunden – die höchste in ganz Lateinamerika und zweithöchste der Welt.

Weitere Fakten zu diese Linie.

  • Entfernung Callao – La Oroya: 222 km. Fahrzeit ca 8 Stunden
  • Entfernung La Oroya – Huancayo 124 km
  • Auf der Strecke fährt der Zug durch 69 Tunnel und über 58 Brücken .
  • Es gibt zwei Wagontypen: clásico und turistico.
  • Preis: 130 bzw 245 Soles für die Hin- und Rückfahrt, die jeweils zwei Tage später startet.
  • Wenn ich es richtig verstehe, findet die Fahrt 2013 nur einmal im Monat statt und zwar in diesen Monaten März, Juni, Juli, August, Oktober, November.

Die Strecke wurde 1999 reprivatisiert und wird seitdem betrieben von dem Unternehmen Ferrovías Central Andina. Direktor ist Juan de Dios Olachea, offenbar ein Eisenbahnvisionär, der auf den Potenzialen dieses Verkehsmittels beharrt, das Andenhochland zu wesentlich geringeren Kosten an die urbanen Wirtschaftsräume der Küste anzuschließen. In dem folgenden Video ist eine kleine Rede von Olachea festgehalten, die er anlässlich der Unterzeichnung eines Vertrages mit der Regierung gehalten hat. Es geht um Mittel für die Modernisierung der Strecke.

Bis heute verfolgt Olachea mit Nachdruck ein nahezu visonäres Projekt: die historische, 6.000 Kilometer lange Strecke von der brasilianischen Atlantik- bus zur peruanischen Pazifikküste wieder flott zu machen. Name: Proyecto Geopolítico Bioceánico Perú-Brasil, Ferrovía Interoceánica Salaverry- Leoncio Prado – Frontera Perú-Brasil (Ferripeb), das inzwischen sogar mit einem Gesetz in den entsprechenden Planungsstatus gehoben wurde.

Tren Macho
Dieser Abschnitt ist seit 1926 in Betrieb und quasi eine Verlängerung der obigen Strecke. Sie führt durch die Anden von Chilca (bei Huancayo) nach Huancavelica. 128 Kilometer durch die Hochanden mit 15 Brücken und 38 Tunneln. Die Strecke wird offenbar täglich bedient und fährt um 6:30 Uhr los (außer Mittwochs, so die deutschsprachige Website Infoamazonas). Von Huancayo kommt man mit einer neuen Metrolinie nach Chilca. Die Fahrt nach Huancavelica dauert aktuell drei Stunden.

Kurzes Video eines US-Reisenden über den Tren Macho von 2011

Hier Fotos aus Flickr über den Tren Macho

Die Südbahnen
In Südperú gibt es zwei Strecken, die von Peru Rail betrieben werden und die im Wesentlichen dem Tourismus dienen. Ausgangspunk ist jeweils die alte Inkametroploe Cusco.

  • Die eine Strecke (110 Kilometer) führt gen Norden durch das Valle Sagrado und fährt bis nach Machu Picchu. Wenn ich es richtig vertsehe, muss amn in Ollantaytambo umsteigen.
  • Die andere Strecke (ca 330 Kilometer) startet ebenfalls in Cuzco und führt gen Süden bis nach Puno am Titicacasee. Die Fahrt dauert über 8 Stunden

Es lohnt sich wirklich, die Website von Peru Rail einmal ausführlicher anzuschauen. Zum Beispiel gibt es ganz verschiedene Zugtypen, vom Panaromazug mit Glasdach bis zur luxuriösen Plüschausführung.
Die Strecken von Peru Rail sind sicherlich nicht so spektakulär wie die zentrale Andenbahn, aber vermutlich wesentlich bequemer und touristischer aufgemacht

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