Präkolumbianische Kulturen Perús: Die Moche

1492 entdeckte Kolumbus Amerika, 1532 übernahmen die Spanier Perú. Was aber war davor? Wie sah die peruanische Antike aus, wie das Mittelalter? Der schmale Küstenstreifen entlang des Pazifik und die Täler der Anden sind bereits seit Jahrtausenden besiedelt, von einander ablösenden und gegenseitig beeinflussenden Kulturen. Aus Sammlern und Jägern entwickelten sich Ackerbauern und Viehzüchter, Handwerker, religiöse und politische Eliten, urbane Zentren und ganze Reiche. Eine der frühesten Hochkulturen sind die Moche. Statt ausführlicher Wikipedia-Artikel  hier ein paar Fakten und Bilder über die Kultur der Moche.

Siedlungsgebiet der Moche im Norden Perús

  • Zeitraum der Moche-Kultur: etwa 200 v.Chr. bis 800 n.Chr.
  • Ausbreitungsgebiet: in den Tälern und dem Küstenstreifen im Norden Perús
  • Ackerbau: Mais, Bohnen, Kartoffeln mit Bewässerungssystem sowie Nutzviehhaltung
  • Handwerk: Keramik, Metallurgie, Lehmziegelbau, Steinbearbeitung
  • Politik: hierarchisch-diktatorische Systeme, kriegslüstern
  • Religion: komplexe Kosmologie ist Kern aller Kultur mit strengen, blutigen Ritualen
  • Kultur: mündliche, nahezu schriftlose Tradition. Aller Ausdruck ist religiös-rituell
  • Drogen: Zwei Rauschmittel haben einen hohen Stellenwert in der Moche-Kultur: Das Getränk Chicha aus vergorenem Mais und die Blätter des Coca-Strauches.
  • Städtebau: Lehmziegelarchitektur, Kulträume und Gräber als aufwendige Pyramiden
  • Ende: Städte wurden vermutlich auf Grund ökologischer Großkatastrophe (Dürre) aufgegeben.

Alles, was wir von den Moche wissen, sind Rückschlüsse aus Ruinen und Gräbern, die aus dem Sand ausgebuddelt wurden. Solche Spuren allerdings gibt es inzwischen reichlich, dank des trockenen Klimas. Die Menschen verschwanden und die Städte und Bauten verwandelten sich in Sandberge. Allein die Sammlung des Museo Tumbas Reales de Sipán umfasst tausende von Keramikstücken, (Edel-)Metallteilen, Textilien, Holzresten, Waffen usw. Das Museum befindet sich in Chiclayo, 800 km nördlich von Lima, wurde 2002 neu errichtet und enthält Funde aus in den 90ern gesicherten Königsgräbern.

So viel steht fest: die Moche verfügten über entwickelte Technologien, um derartige Dinge herzustellen, um zumindest zeitweise einen Staat aufrechtzuerhalten, der aber offenbar blutrünstig war. Menschenopfer im großen Stil sind belegbar.

Ich war im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem. Dort befindet sich eine kleine Ausstellung über die präkolumbianischen Kulturen Perús.

Keramik der Moche
Mann mit Cocatasche auf dem Rücken.
Gefangener

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Ein Maiskolben (Metall) aus der Moche-Kultur
Mais als Metallobjekt

Silberobjekt aus der Moche-Kultur
Silberobjekt

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Keramik der Moche (Fischfang)
Keramikobjekt

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Nett anzuschauendes Amateur-Video über die Ausgrabung der Huaca del Sol y de la Luna in Trujillo. Dort befindet sich eine große Lehmziegelpyramide, die innen sehr aufwendig gestaltet wurde.

Sonidos del Perú | Ofrenda Maestra – Wiedergeburt der música criolla

Wer sich durch eine peruanische Musikchart aktuellen Datums klickt, zum Beispiel diese hier, der wird schnell feststellen, dass die aktuelle peruanischen Populärmusik bestimmt wird von dem was wir heute Pop Latino nennen. Eine Portion Salsa, ein Schuss Rumba, durchgemöllert mit etwas Technopop und versehen mit einer eingängigen Melodie präsentiert von glatt polierten Sänger/in – fertig ist die Musiksoße. Anzutreffen sind die enorm erfolgreichen Schnulzen des Pop Latino in ganz Südamerika inklusive USA, wo sie neben Kolumbien und Mexiko bevorzugt produziert werden. Aus allen Ecken dudelt Pop Latino, es ist die billige, musikalische Massenware eines ganzen Kontinents.

Peruanische Musiktradition: Música criolla
Soviel steht fest: es gab schon vor dem Pop Latino eigenständige Musik in Südamerika zu der El Perú einiges beigetragen hat. Beispiel ist die música criolla. Entstanden in Lima Anfang des 20. Jahrhunderts handelt es sich um die erste eigene Musik der Criollos, der in Perú gebürtigen Nachfahren der spanischen Einwanderer. Man kann das durchaus als kulturellen Emanzipationsprozess vom europäischen Mutterland bezeichnen. Politisch war Spanien zwar schon lange vorher abgemeldet, prägte aber weiter die kulturellen Maßstäbe in der bürgerlichen Bildungs- und Machtelite Limas.

Nun verbreiteten sich eine ganze Reihe neuer Stile und Gesellschaftstänze, die eines gemeinsam hatten: zusammengeführt wurden verschiedene musikalische Traditionen, die die Einwanderungswellen wiederspiegeln. Spanisch-europäische Wurzeln wurden verbunden mit afrikanischen Einflüssen. In den städtischen Quartieren entstanden der peruanische Walzer und der Tanz Marinera Limeña (Limenische Fischerin) und Gesangsstile wie der Tondero und der Festejo. Die Blütezeit der música criolla endete in den 60er Jahren und geriet dann fast in Vergessenheit.

In diesem Video ein TV-Auftritt der Los Embajadores Criollos, die in den 50ern ihre größten Erfolge feierten.

Tipp: Ofrenda Maestra
2005 begann der peruanische Jazz-Gitarrist Renzo Gil ein Projekt, das gewisse Ähnlichkeiten mit dem Kuba bekannten Buena Vista Social Club aufweist: ehemalige, in Würde gealterte Protagonisten der música criolla spielen wieder ihre alten Hits. Allerdings hat Gil doch einiges umarrangiert und den triefenden Melodien eine Prise frischer Jazz-Improvisation beigemengt. 2007 wurde eine CD veröffentlicht. Titel: OFRENDA POPULAR – Un siglo de Música Criolla de Lima y Callao. Ein unverbrauchter Blick auf ein Jahrhundert musikalischer Populärkultur in Lima.

Promovideo für die CD

Besonders live scheint das Projekt eine tolle Dynamik zu entfalten. Hier ein Konzertmitschnitt in einem Jazz-Club.

Facebookseite von Ofrenda Maestra

Hier finden sich eine ganze Reihe weiterer Videos von Ofrenda Maestra

Gamarra (Lima): 200.000 schuften im Textilzentrum Südamerikas

Neulich auf diese Geschichte verstoßen, im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen von Markthändlern in Lima. Es kam nämlich nicht nur zu blutigen Straßenschlachten mit der Polizei sondern auch zu massiven Plünderungen mit einem Schaden von einer Million USD. Es geht um Gamarra, das größte Textilzentrum Südamerikas. Mitten in dem Stadtteil La Victoria gelegen arbeiten in den dutzend Straßenzügen vermutlich bis zu 200.000 Menschen an der Herstellung und dem Handel mit Textilien aller Art.

Fotos aus Gamarra in dieser Galerie bei Flickr

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begann die Geschichte von Gamarra mit dem Bau mehrerer Textilfabriken, ausgestattet mit damals neusten Maschinen. Darum herum entstand nach und nach ein Arbeiterviertel sowie der riesige Großmarkt La Parada. Tausende von Kunden aus Lima und Umgebung, ja aus ganz Perú und Südamerika strömen seit 50 Jahren täglich in die Straßenzüge mit tausenden von Einzelhändlern. Bis zu 20.000 kleine Unternehmen soll es inzwischen geben.

Das wirtschaftliche Geschehen ist geprägt von informeller Ökonomie. Es gibt Schätzungen, dass dem peruanischen Staat dort 2 Milliarden USD Steuern pro Jahr entgehen. Offenbar hat man das Treiben jahrelang geduldet, weil tausende von Arbeitsplätzen entstanden sind, mit natürlich oft erbärmlichen Bedingungen. Denn Gamarra ist bisher vor allem eins: eine riesige Maschine, die für einen halben Kontinent billige Kopien von Markenklamotten zusammennäht und auf die Märkte schleust.

Inzwischen versucht die Regierung mit gezielten Programmen, die Qualität der produzierten Ware zu erhöhen und das Viertel aufzuwerten. Eine Maßnahme, um den informellen Handel zurückzudrängen: Neubau eines Großmarktes an anderer Stelle und Schließung von La Parada, was zu den Protesten führte. Die Gegend soll aufgewertet werden, man will mit dem Pfund und dem entstandenen Spezialistenwissen wuchern. Sogar US-Außenministerin Hilary Clinton war neulich in einer der Galerias zu Besuch.

Auf diesem Foto Abgeordnete des Parlaments, die mit einer Aktion in Gamarra auf das neue Verbraucherschutzgesetz hinweisen, das seit 1. Oktober 2012 in Kraft ist..

En Defensa del Consumidor

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von mittelständigen Unternehmen, die eigene Marken entwickelt haben und auf den Markt bringen. Ein Beispiel ist ein Unternehmen wie Rooftop. In 5 Jahren hat Rooftop eine Million T-Shirts hergestellt und vertrieben. Inzwischen sind Herstellungskapazitäten für die komplette Bandbreite textiler Produktion im Angebot. Exportiert werden die in Gamarra genähten Teile nach Chile, Bolivien, Ecuador, Venezuela, República Dominicana und Cuba.

Oder das Unternehmen Morenna, das Freizeitmode für Damen und Herren entwirft, anfertigt und in eigenen Geschäften in drei Galerias vermarktet. Galerias gibt es dutzende in Gamarra, im Grunde ähneln sie Kaufhäusern, nur das sie parzelliert an Einzelhändler verpachtet werden. Morenna ist mit den eigenen Shops auf der gesamten Wertschöpfungskette präsent.
Übersicht der Galerias

Und das sind keine Einzelfälle. 1.000 Unternehmen sollen bei dem Wettbewerb des „Produktionsministeriums“ Gamarra Produce Unterlagen eingereicht haben. In vier Kategorien sollten die Geschäftsleute ihre Produkte prüfen lassen und sich einer Jury stellen. Es wurden Modenschauen veranstaltet und Gewinner gekürt. Das Potenzial ist also vorhanden, die Ergebnisse allerdings optimierbar. Die in den Videos gezeigten Gewinnerkollektionen wirken trotz schriller Buntheit doch eher bieder.

Dass es auch anders geht, zeigt die junge Designerin Lucia Cuba, die mit ihren Kollektionen unter dem Namen Lucco Furore macht und inzwischen auf der New Yorker Fashionweek präsent ist. Dass Gamarra sein Image allerdings nicht so schnell los wird, zeigt auch der Umstand, dass die Unternehmenszentrale von Lucco nicht im Textilzentrum selbst residiert, sondern im hippen Szeneviertel Barranco. In Gamarra wird nur produziert …

| Fundstück nebenbei: ziemlich freche Fashionbloggerin aus Lima http://www.theandrogyny.com

Werbefilm der Regierung zu dem Wettbewerb Gamarra Produce

In diesem Videobericht eines TV-Kanals werden Platz 1 und 3 des Wettbewerbs interviewt. Auffällig: beide heben die „starken Farben“ ihrer Entwürfe hervor.

Portal zu Gamarra

Die indigenen Völker Perús

In der Geschichte Lateinamerikas gibt es viele Erzählungen, die nichts anderes sind als reine Propaganda der westlichen Zivilisationen. Eine davon lautet: Als die Spanier den Kontinent eroberten, trafen sie auf eine primitive indigene Bevölkerung. Diese wurde entweder in Kriegen auf Grund unterlegener Technik abgeschlachtet, als Arbeitssklaven in Bergbau und Plantagenwirtschaft vernichtet oder durch vorher unbekannte Krankheiten dezimiert. Das Ergebnis: ein leerer Kontinent ohne Besitzer, auf dem die Europäer Kultur, Wirtschaft und Staaten neu aufbauten.

Diese Erzählung ist eine Lüge. Zwar hat es alle diese Erscheinungen gegeben, aber die Wahrheit ist viel komplizierter. Tatsächlich hat es immer eine gewisse Anzahl indigener Bevölkerung gegeben. Trotz fünf Jahrhunderte kolonialer Repression und kultureller Ausgrenzung gibt es bis heute viele indigene Gruppen, die ihre Sprachen, ihre Kultur und ihre Lebensräume bewahrt haben. Wahr ist aber auch: diese Völker sind sozial ausgegrenzt, ihre Kultur wird bekämpft, ihre Sprachen sind bedroht.

In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings in Lateinamerika zumindest in einigen Teilen der Gesellschaften ein Sinneswandel vollzogen. Das indigene Selbstbewusstsein ist erwacht. Nicht zuletzt seit den politischen Erfolgen des bolivianischen Präsidenten Evo Morales ist offenbar geworden: sie sind noch da, die „Indios“, sie existieren. Und sie beginnen sich als politische Macht zu organisieren. Wobei man gewisse Teile dieser politischen Bewegungen nicht romantisieren sollte. Gemessen an europäischen Maßstäben gibt es durchaus nationalistische Auswüchse, patriarchale Strukturen bis hin zu offenem Rassismus. Repression hat eben viele negative Konsequenzen…

Ich kann an dieser Stelle nicht die komplexen (und sublimen) sozialen Ausgrenzungen der indigenen Bevölkerungsgruppen in der peruanischen Gesellschaft nachzeichnen, aber trotzdem an dieser Stelle mal ein ungefährer Überblick über die indigenen Ethnien Perús. Aussagen über den tatsächlichen Anteil dieser Gruppen an der peruanischen Bevölkerung sind naturgemäß schwierig. Das hängt vor allem mit den Kriterien zusammen, die man anlegt, und an den Unterschieden zwischen Selbst- und Außenansicht.

Wie viele also sind es? Mehr als man gemeinhin annimmt jedenfalls. Die Zahlen bewegen sich zwischen 14 und 30 Prozent der knapp 30 Millionen Peruaner. Insgesamt, so das Instituto Nacional de los Pueblos Andinos, Amazónicos y Afroperuanos (INDEPA) – Nationales Institut der andinen, amazonischen und afroperuanischen Völker – gibt es in Perú 77 Ethnien, 68 Sprachen und 16 so genannte ethnolinguistische Familien. Hier die wichtigsten.

Die Quechua-Völker
Die größte indigene Gruppe sind die Quechua und sich ihrerseits wieder in diverse Untergruppen teilen. Insgesamt handelt es sich um etwa 8 Millionen Menschen, die hauptsächlich in den Hochebenen und Tälern der Anden Perús, Boliviens und Ecuadors leben. Die Quechua verstehen sich als direkte Nachfahren der Inka. Der Name leitet sich ab von der Sprachfamilie Quechua, deren einzelne Sprachen recht unterschiedlich sein können, vergleichbar mit der linguistischen Systematik zb der romanischen Sprachen. Insgesamt gibt es über 20 Varietäten. Im 20 Jahrhundert ist die Zahl der Sprecher gesunken, da nun die spanischsprachigen Schulen bis in die letzten Ecken des Landes reichten. In Perú sollen über drei Millionen Quechua leben. Aus dem Quechua stammen viele Namen von Städten, Dörfern, Flüssen und Bergen aber auch Früchten, Tiere usw. Die bekanntesten Quechua-Lehnworte im Deutschen sind der Kondor (v. kuntur), das Lama, der Puma oder Coca.

Hier ein Video mit der peruanischen Sängerin Yma Sumac, die auf Quechua singt.

Infos über Quechua auf Spanisch:
Wikipedia auf Quechua

Die Aymara
Nach dem Zensus von 2007 soll es in Perú eine halbe Million Sprecher des Aymara geben. Hauptsiedlungsgebiet in Perú ist die Region rund um das westliche Ufer des Titicaca-Sees. Auch hier gibt es wieder Untergruppen, wie die Lupacas oder die Uru, deren Sprache wohl ausgestorben ist. Andere Sprachen stehen kurz davor und werden von internationalen Organisationen versucht zu bewahren. Die Geschichte dieser Gruppen soll bis in die Zeit vor den Inka zurückreichen.

Die Amazonas-Völker
Ich fasse jetzt mal grob zusammen, denn Perú ist das Land mit dem größten Anteil am Amazonasbecken nach Brasilien. In diesen abgelegenen Regionen haben sich viele unterschiedliche Sprachen und Völker entwickelt, die bis heute nicht vollständig erforscht sind. Die größte Gruppe sind die Aguaruna, die 45.000 Menschen zählen und an der Grenze zu Ecuador leben. Andere Ethnien sind wesentlich kleiner bis hin zu den Tacana, die nomadisch und verstreut im peruanischen Regenwald leben und 600 Menschen zählen.

Die Grafik verdanke ich Herrn Bruder vom Freundeskreis Peru Amazónico, der sie seinerseits bei einem Besuch an der Universität in Pucallpa fotografiert hat.

Randnotiz: In Perú sollen 1.500 Deutsche leben.

Infos auf Spanisch zur ethnischen Vielfalt Perús

Die vergessenen Minen des Diktators

25 Spezialisten, in der Mehrzahl aus Bosnien (!), sind an der chilenischen Grenze zu Perú eingetroffen, um dort Minen zu bergen? Diese Nachricht gestern hat uns neugierig gemacht. Wie kann es sein, dass es in Südamerika verminte Grenzen gibt? Erblast welchen Krieges sollte das sein?

Keine Kriege, aber auch kein Frieden
Sicher, es gab immer wieder Krieg zwischen den südamerikanischen Ländern, aber die letzten bewaffneten Auseinandersetzungen liegen doch schon eine Weil zurück: Der große Krieg um die Herrschaft über die Salpetervorkommen fand zwischen 1879 und 1883 statt.

Seitdem herrscht Ruhe, aber es ist ein mehr oder weniger angespannter Zustand. So richtig grün sind sich die Nationen nicht. Noch 2008 eskalierten die langwierigen Verhandlungen über die Meeresgrenzen, sodass Perú vor dem internationalen Gerichtshof der UNO eine Klage gegen Chile einreichte. Ende offen. Von europäischen Verhältnissen kann man in Südmaerika jedenfalls nicht sprechen.

Pinochets Erbe
Die erwähnten Minen hat Anfang der 70er der chilenische Diktator General Pinochet verlegen lassen. Pinochet fühlte sich auf Grund des gegen ihn und seine Putschregierung verhängten Waffenembargos geschwächt und entschied sich in seiner paranoiden Großmannssucht für eine minenbewehrte Verteidigungsstrategie. Insgesamt sollen 180.000 Antipersonenminen an den Grenzen zu Perú, Bolivien und Argentinien verlegt worden sein. So ganz genau ist das offenbar nicht mehr rekonstruierbar.

Minen werden angespült
Mit der Unterzeichnung des Abkommens von Ottawa, mit dem 2002 die Nutzung und Verbreitung von Antipersonenminen verboten wurde, kamen Verhandlungen zwischen den Staaten in Gang. Daraufhin wurden viele tausend Minen entfernt. Aber eben noch nicht alle. Immer wieder passieren Unfälle. Erst im Mai ging ein PKW von Schmugglern hoch, die trotz Warnschildern in ein Minenfeld hineingefahren waren.

Im Februar musste sogar Grenze zwischen Tacna (Perú) und Arica (Chile) geschlossen werden musste. Starke Regenfälle in den Anden hat Minen dort freigespült und bis in das pazifische Tiefland gespült. Daraufhin kamen die peruanische und die chilenische Regierung überein, ein erfahrenes Team der norwegischen NGO Peoples Aid herzubitten, dessen Chef bereits im Irak und Afghanistan Minenräumungen organisiert hat. Jetzt ist das Team in Chile eingetroffen und wird das gefährliche Erbe des Diktators entschärfen.

Das Bild hat mit den geschilderten Zusammenhängen nichts zu tun, es zeigt allerdings den chilenischen Präsidenten Piñera bei einem Besuch vor einer Woche in der betroffenen Region, 7 Kilometer von der peruanischen Grenze entfernt.

Sebastián Piñera en Arica

Quellen
Bericht aus ElPeru.com
Artikel über die Minen aus ElMostrador.cl
Artikel Radio Perú
Artikel in LaSegunda