Große Inka-Ausstellung ab Oktober 2013 in Stuttgart

Am 12. Oktober 2013 eröffnet im Linden-Museum in Stuttgart, einem völkerkundlichen Museum des Landes Baden-Württemberg , eine große Ausstellung über die Inka. Die Inca/Inka beherrschten den Andenraum vor der Ankunft der Spanier von Ecuador bis Chile. Unter dem Titel INKA – Könige der Anden wird europaweit die erste Schau zur Kultur der Inka gezeigt. Hier mehr Infos des Museums.

Das Imperium der Inka
Das Imperium der Inka war das größte indigene Reich, das jemals auf amerikanischem Boden erschaffen wurde. Mit Cusco in Peru als Machtzentrum erstreckte es sich über annähernd 5.000 km entlang der Anden von Kolumbien bis nach Chile. Weiterlesen

Sanfter Andentourismus: Die Route des Vulkans

Colca-TalLa Ruta del Ampato – unter diesem Titel versucht sich eine Region im Süden Perús ins Gespräch zu bringen, die bisher vom Tourismus eher unbeachtet geblieben ist. Offiziell nennt sich das Ganze “Circuito Turístico Cañón del Colca, Salinas, Aguada Blanca y Valle de los Volcanes”. Der Ansturm der Massen wird vermutlich auch in Zukunft nicht stattfinden und das ist mit Sicherheit gut so. Vielmehr geht es hier um das, was man gemeinhin als „sanften Tourismus“ bezeichnet. Es werden also keine Massenunterkünfte in eine weitgehend unberührte Natur geballert, sondern versucht, mit den vorhandenen Infrastrukturen Reisende anzulocken, die das Naturerlebnis schätzen und auf Luxuskomfort und Ballermann-Vergnügen eher weniger Wert legen. Mit bescheidenen Mittel versucht die Region, die vorhandenen Resspourcen zu bündeln und gezielt zu investieren.

Ampato ist ein Vulkan (6.300 Meter), der am Rand des Tal des Colca liegt. Dazu gehören unter anderem die Städte Yura, Huanca, Cabanaconde, Taya und Huambo. In dem Tal gibt es neben atemberaubender Natur sowie ursprünglicher Tier- und Pflanzenwelt archäologische Sehenswürdigkeiten, Thermalquellen, Wander- und Radfahrrouten oder auch Rafting und Bergtouren. Hauptreisezeit sind die Monate Juli bis November, in der sich etwa 20.000 Reisende pro Monat in der Gegend verlieren. Weiterlesen

Quipu – die rätselhaften Knotenschnüre der Inka

Knoten auf uralten Schnüren? Ist das für ein Blog nicht doch etwas zu ab- und durchgedreht? Ja, kann sein. Pff. Andererseits stellt sich bei den vorkolumbianischen Kulturen Südamerikas wie die der Inka eine grundsätzliche Frage: Wie haben diese komplexen Gesellschaften sich eigentlich ohne Schrift organisiert? Inhärentes Problem: eben weil es sich um schriftlose Kulturen handelt, verfügen wir über keine textlichen Quellen aus dem Innenleben des Inka-Reiches, um exakt diese Frage zu beantworten. Keine Gesetze, keine Urkunden, keine mythologischen Geschichten, keine historischen Aufzeichnungen. Zu uns sprechen nur die Steine, deren Reliefs und was man sonst so an Überresten findet. Hier Inka-Objekte, die ich in einer Ausstellung in Berlin fotografiert habe.

Geschichten aus einer Kultur ohne Schrift
Es gibt also gar keine schriftlichen Quellen über die Inka-Kultur, deren Imperium sich fast 3.000 Kilometer die südamerikanische Pazifikküste entlang und über das westliche Andenhochland erstreckte? Nicht ganz. Erhalten sind eine ganze Reihe von Texten aus der Zeit nach der Eroberung, erstellt durch die spanischen Invasoren. Diese Leute haben beschrieben, was sie gesehen haben, sie haben sich von der einheimischen Bevölkerung Dinge erzählen lassen, sie haben Chroniken erstellt. Alles, was wir heute z.B. über die Königsgeschlechter der Inka wissen, über den hierarchischen Aufbau dieser Gesellschaften, erfahren wir aus diesen Quellen. Es handelt sich aber, ähnlich wie bei den römischen Quellen über die schriftlosen Germanen, um einen Blick von Außen, was bei einer kritischen Interpretation natürlich eine wesentliche Rolle spielt. Es gibt allerdings noch eine Hoffnung, mehr aus dem Innenleben des Inkareiches zu erfahren und die liegt in den Knotenschnüren, sozusagen den peruanischen Hieroglyphen: die Quipu, von denen man seit langem weiß, dass sie eine Art Datenspeicher der Inka darstellen.

Das Rätsel der Knotenschnüre – bis heute nicht final gelöst
Aber was bedeuten die Knoten wirklich? Handelt es sich um magisch-religöse aufgeladene Objekte, ähnlich der Fetisch-Kultur afrikanischer Gesellschaften? Oder wird darin sogar die Geschichte der Inka erzählt? Haben wir es also mit einer Knotensprache zu tun? Ganz genau weiß man das bis heute nicht. Solche Rätsel stacheln Forscher naturgemäß an und die Arbeit verschiedener Wissenschaftler hat in den letzten Jahren einiges an neuen Erkenntnissen gebracht. Zum aktuellen Forschungsstand ist letzte Woche ein aufschlussreicher Artikel in der peruanischen Tageszeitung El Comercio erschienen.

Ein paar Fakten zu den Quipu

    • Insgesamt sind 734 Quipu erhalten.
    • Die größte Sammlung – 350 Exemplare – befindet sich in Besitz des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem.
    • Die allermeisten Quipu, die wir heute kennen, stammen nicht aus dem Andenhochland, sondern aus den trockenen Küstenregionen. Nur dort war das Klima geeignet, sie zu konservieren.
    • Ein Quipu hat zwischen einem und bis zu 1.500 Schnüren.
    • Es gibt drei verschiedene Arten von Knoten.

  • Die Schnüre waren die Basis für Rechenoperationen mit allen 4 Grundrechenarten. Gerechnet wurde mit einer Art Rechenbrett, dem Yupan. Man kann ein solches Rechenbrett links unten auf dieser zeitgenössischen Darstellung erkennen.
  • In den Städten und Dörfern wurden die Quipu von so genannten quipucamayoc gehütet. Deren Wissen um die Bedeutung der Knoten wurde mündlich tradiert.
  • Die Benutzung der Quipu wurde auf Beschluss des 3. Konzils von Lima (1582 bis 1585) verboten.
  • Offenbar hat aber selbst das spanische Vizekönigtum den Kirchenbann missachtet und die Quipu zumindest am Anfang zur eigenen Verwaltungspraxis herangezogen. Man übernahm eben einfach die vorhandenen Macht- und Organisationsstrukturen, bis man eigene etabliert hatte.

 

Neue Erkenntnisse belegen, dass die Schnüre noch bis ins 17. Jahrhundert hinein genutzt wurden, zuletzt sogar als Teil christlich-religiöser Praxis. Offenbar haben einige Pfarrer die Nutzung als eine Art persönliches Sündenregister propagiert. Die Nutzung nahm aber dramatisch ab, als die Alphabetisierung aufgrund des Aufbaus eines christlichen Schulsystems immer weiter um sich griff.

Quipu-Pojekt in Harvard
Eines der ambitioniertesten Projekte, die Bedeutung der Knotenschnüre zu entschlüsseln, ist das El Khipu Database Project an der US-Universität Harvard. Dort werden alle verfügbaren Daten über bekannte Fadenobjekte gesammelt. Aktuell kann man detaillierte Informationen über 600 Objekte online abrufen.

Hier zum Beispiel eine Analyse eines Quipu aus Chachapoyas. Man vermutet, dass hier eine Kalenderstruktur vorliegt.

Zwei Funde, die zusammenpassen?
Bei den Forschungen in Harvard hat man inzwischen ein Quipu identifiziert, das der Schlüssel für des Rätsels Lösung werden könnte. Denn man glaubt zwei korrespondierende Dokumente zusammenbringen zu können: eben dieses Quipu mit 132 Fäden sowie eine Urkunde aus der gleichen Region. In diesem Schriftstück sind die Daten von exakt 132 Familien dokumentiert, Informationen, die ein Quipucamayoc im 16. Jahrhundert aus einem Quipu vorgelesen hat. Seine mündlichen Überlieferung wurde wiederum von einem Übersetzer ins Spanische übertragen und von einem Schreiber aufgezeichnet. Noch ist man sich nicht ganz sicher, ob Quipu und Dokument wirklich zusammengehören, aber die Zahlengleichheit macht die Wissenschaftler optimistisch, daraus weitere Erkenntnisse abzuleiten.

Dokumentation des peruanischen Fernsehen über die Quipu

Ein Universitätsdozent erläutert sein Projekt eines digitalen Yupana.

Weitere Links
Artikel in deutscher Wikipedia über die Knotenschnüre

Präkolumbianische Kulturen Perús (II): Die Inca

Die Hochkulturen Altmerikas, die Zivilisationen vor Kolumbus – es gab viele. Nicht alle waren erfolgreich, aber eine hat es bis in die Moderne geschafft: die Inca.

Die Inca (deutsch: Inka) sind im modernen Perú allgegenwärtig. Sie sind Glanzlicht des Tourismus und zugleich Teil der Populärkultur. Wenn es um das „ursprüngliche“ Perú geht, fällt unweigerlich ihr Name. Deshalb findet sich Inca als schmückendes Beiwort, das nationale Verbundenheit kommuniziert, in vielen Geschäftsnamen und Produkten. Der allgegenwärtige Softdrink Inca Kola ist nur ein Beispiel. Die Inca gelten als DIE Urperuaner schlechthin und sind Volksheilige zugleich.

Was aber genau waren nun diese Inca, die den Andenraum seit Mitte des 15. Jahrhunderts beherrschten und dann von den Spaniern entmachtet wurden?

Ausdehnung des Reiches der Inca (aus Wikipdia, Quelle = Bildklick)

Die Quellenlage über die Geschichte der Inca ist wie bei allen präkolumbianischen Zivilsationen Südamerikas eher schlecht. Die fehlende schriftliche Überlieferung lässt Lücken. Allerdings ist heute einiges über die Geschichte und die Lebensumstände bekannt. Umfangreiche Ruinenfelder und Gräber mit tausenden Fundstücken sind inzwischen professionell ausgewertet. Dazu treten die spanischsprachigen Zeugnisse, in denen kurz nach dem epochalen Wandel mündliche Traditionen festgehalten wurden.

Die Inca bildeten zunächst in den Anden des südlichen Perú um Cusco herum staatliche Strukturen. Dieser Prozess begann 1.000 nChr. Ackerbau (Mais, Kartoffel), Viehzucht, Handwerk, Metallurgie, ein strenger imperialer Kultus mit blutigen Ritualen – aus diesen mit Gewalt organisierten Formationen wurde im Laufe der Zeit ein veritables Königreich (ab ca 1200). Das dehnte sich dann mit hoher Agressivität auf den gesamten nördlichen Andenraum aus – von Ekuador über Bolivien bis nach Nordchile. Dort existierende Kulturen wurden brutal unterworfen und in das Herrschaftssystem integriert, zuweilen recht oberflächlich.

El Inca: der Gottkönig an der Spitze
An der Spitze des Inka-Staates stand eine Art Gottkönig, el inca. Eine politisch-religiöse Elite hielt Infra- und Verwaltungsstrukturen über viele tausende Kilometer aufrecht. Der Apparat war so stabil, dass die Spanier sich dieser Strukturen zunächst bedienten. Nach der Machtübernahme setzten sie eigene, abhängige inca ein, um die Ressourcen des Reiches abzuschöpfen. Zumindest so lange, bis sie einen eigenen Machtapparat aufgebaut hatten. Das dauerte jedoch, denn der nun folgende koloniale Wandel stellt sich ungefähr so dar: Raubbau und Entvölkerung der Anden, Verfall der Inca-Strukturen, zwei-drei Jahrhunderte Apathie, langsamer Wiederaufbau spanischsprachiger, zentralstaatlicher Organisation. Bis die spanische Kultur in den Dörfern der unzugänglichen Täler Einzug hielt, sollte es noch lange dauern und ist nie vollständig gewesen.

Inca-Könige als Volkshelden
Die berühmtesten Inca-Könige sind heute in Perú Volkshelden bis hin zur politischen Vereinnahmung. Dazu gehört natürlich Atuahalpa, der an der Macht war, als die Spanier eintrafen und ihn 1532 gefangenahmen.
Vor allem aber Túpac Amaru, der im April 1572 den Spaniern den Krieg erklärte, mit seiner Streitmacht unterlag und im November in der alten Inca-Haupstadt Cuzco öffentlich hingerichtet wurde. Túpac Amaru gilt als der letzte Inca, als eine tragische Figur. Eine der aktivsten Terrorgruppen der peruanischen Politik zwischen 1980 und 2000, die für den Tod von 1.300 Menschen  verantwortlich gemacht wird, nannte sich Movimiento Revolucionario Túpac Amaru.

Volksmusik aus den Anden
Kulturell sind die Inca heute massiv, jedoch oberflächlich, beinahe folkloristisch präsent. Gleichwohl: ihre Sprache Quechua wird von vielen Millionen Menschen gesprochen, wenn auch kaum gepflegt. Die Namen von Landschaften, Orten, Pflanzen und Kulturtechniken haben Wurzeln in der Inca-Kultur. Darunter ist allerdings auch Volkstumsglauben bis hin zum beinahe schmanistischem Kult der Pacha Mama, der Mutter Erde. Politiker aus der Hauptstadt treten inzwischen in den Andenprovinzen grundsätzlich mit irgendeinem Versatzstück lokaler Inca-Trachten auf. Die Inca sind angesichts der wiederentdeckten indigenen Vielfalt so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner des indigenen Elements in der peruanischem Öffentlichkeit. Das setzt sich fort in der Populärmusik

Hier andinische Volksmusik auf Niveau Kastelruther Spatzen

Andererseits der Jazzmusiker Jean-Pierre Magnet mit seinem Andino-Jazz

Offizielles Video über eine Folklore-Produktion des Staatlichen Peruanischen Nationaltheaters in Lima.

Hier als Schnulze aufbereitet, nur noch Versatzstücke, von der populären Sängerin Amanda Portales

Das nationale Wahrzeichen: Machu Picchu
Weltberühmt sind die Inca durch die Bergstadt Machu Picchu geworden, die von ihnen ab Mitte des 15. Jahrhunderts auf 2.500 Meter Höhe errichtet wurde. Die Stadt war nie ganz verlassen, wurde 1924 durch einen US-Amerikaner „entdeckt“ und wieder zugänglich gemacht. Machu Picchu ist heute eines der meistfotografierten Touristenmotive der Welt und für Perú ein nationales Wahrzeichen wie die ägyptischen Pyramiden oder der Eiffelturm.

Ausstellung in Berlin über die Inca
Hier Fotos aus einer sehr empfehlenswerten Ausstellung im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem, die ich mir vor zwei Wochen angeschaut habe.

Inca: Waffen
Waffe

Inca: Kriegsszenen – nackte Gefangene werden blutend abgeführt.
Kriegszenen

Inca: Mais (Metallobjekt)

Mais als Metallobjekt

Inca: Menschenopfer
Menschenopfer

Inca: Werkzeuge
Werkzeug

Inca: Färbemittel

Farbstoff

Inca: Instrumente

Instrumente

Inca: Rauschszenen (links das Maisbier Chicha, rechts Coca)
Drogen

Hier alle 83 Fotos der Ausstellung in einer Diashow