Neulich auf der Fair-Trade-Messe: Produkte aus Perú

Vorletzte Woche haben wir die Frühjahrsmessen in Stuttgart besucht. Eigentlich waren wir beruflich dort auf der Elektromobilitätsmesse iMobility sowie auf der ebenfalls stattfindenden Slow-Food-Messe. Parallel präsentierten sich auf einer Fair-Trade-Messe Anbieter ebensolcher fair gehandelter Produkte. Und wo wir schon mal da waren, sind wir eben durchgeschlendert – mit dem Blick auf Produkte aus Perú. Wir sind fündig geworden …

Alpaka-Kleidung von Mariposa
Mützen, Schals, Jacken, Handschuhe, alles gestrickt aus der superweichen Wolle des Wollkamels Alpaka gab es am Stand des Fair-Trade-Handel Mariposa aus Würzburg. Neugierig wie wir waren, haben wir die gleich mal ein bisschen ausgefragt, woher die Sachen kommen und wie das alles so läuft. Weiterlesen

Die drei besten Restaurants in Lima: Weltklasse.

Ich hatte es bereits mehrfach hier erwähnt und es ist für Peruaner nahezu eine Binsenweisheit: die Kulinarik Perús ist die beste Südamerikas. Nun ist sowas ja leicht dahergesagt und die Qualität nationaler Küchenkulturen entzieht sich naturgemäß jeglicher empirischen Messbarkeit. Anders gesagt: in diesem Bereich fehlen die harten Fakten.

Da lässt ein anderer Umstand aufhorchen, der sich vorgestern Abend ereignete. In London wurde eine exklusive Liste veröffentlicht: die TOP 100 Restaurants der Welt. Sicher, man könnte nun sagen, pfff, woher wollen die denn das wissen, ist das relevant? Antwort: ja, es ist relevant. Es ist DIE weltweit anerkannte Liste der besten Restaurants der Welt. Punkt.

Das erstaunliche an der Liste: es finden sich darin 3 Restaurants aus Lima.

Platz 14: Astrid y Gastón
Ich hatte über den Doyen der peruanischen Fusionsküche Gastón Acurio schon geschrieben. Neben seiner hervorragenden Platzierung konnte Acurio noch eine andere Auszeichnung mitnehmen „Highest Climber“. Bedeutet: er hat in dem Ranking am meisten Boden gutgemacht. Letztes Jahr war er noch auf Platz 34… Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Weiterlesen

Peruanische Fusionsküche: Chifa

Die peruanische Küche ist einzigartig. Ein besonderes Kennzeichen ist die Fusion vieler Küchenkulturen. Andinische Traditionen treffen auf spanische, auf asiatische, auf afrikanische. Diese Einflüsse haben sich gegenseitig befruchtet und etwas ganz Spezielles hervorgebracht: die peruanisch-chinesische Chifa-Küche.

Die chinesische Küche trifft man inzwischen weltweit. Das hat meines Erachtens zwei wesentliche Ursachen. Zum einen gibt es seit etwa 150 Jahren eine mal an-, mal abschwellende chinesische Arbeitsemigration in die ganze Welt. Mit den Menschen kommt die Kochkultur. Zum anderen basiert die chinesische Küche mit ihrem Wok-Prinzip auf einer elementaren Kochtechnik, die sich überall problemlos zur Anwendung bringen lässt. Eine Feuerstelle, ein Topf, frische Zutaten, viel Gemüse – einfacher geht es nicht.

In Perú trafen die ersten Chinesen 1849 ein. Sie kamen zunächst als halbversklavte Vertragsarbeiter, die auf den Guano-Inseln schufteten und in der Landwirtschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es eine zweite Welle, aber diesmal kamen sie mit ihren Familien. Zahlen über die Anzal der Personen lassen sich nicht auftreiben, es dürften ein paar zehntausend gewesen sein. Die, die blieben, sind inzwischen Peruaner. Ihre Nachfahren haben es inzwischen bis in die höchsten politischen Ämter geschafft, wie zB. José Antonio Chang, der Bildungsminister war und es 2010/11 sogar zum Premierminister brachte.

Das wichtigste Erbe der chino-asiatischen Einwanderung nach Perú ist die Chifa, die peruanisch-chinesische Fusionsküche. Unterschied zur Asiaküche, wie wir sie heute kennen: für die Peruaner ist Chifa ein Teil der peruanischen Küche. Neulich veröffentlichte der peruanische Starkoch Gaston Acourio auf Facebook folgenden Text über Chifa. Hier in einer Übersetzung*

Wundervolles Perú.
Meine Kollegen in Europa, große und anerkannte Köche, sagen mir, dass sie das Perú von heute für die große Speisekammer der Welt halten. Nicht nur auf Grund der natürlichen Vielfalt, die Perú beherbergt, sondern vor allem weil alles, was die Welt anbietet, hier wachsen und sich anpassen kann.

So wie ein Chifa-Gericht, bei dem die Jahrtausend-Kultur Chinas auf ein Mikroklima im Tal von Huaral trifft, um sich zu reproduzieren und seine Nostalgien wiederzubeleben. Weil aus Huaral die chinesischen Apfelsinchen und die Lychi sind, die dieser Soße Leben einhauchen. Aus Huaral sind die chinesischen Enten, die diesem Gericht Leben einhauchen. Eine Pekingente, langsam gebraten mit Apfelsinen und Lychi, die auf den Rocoto-Paprika und das Huacatay trifft; eine Art, sie in dieser Landschaft zu begrüßen, die es ihnen erlaubt, ihre Träume zur Realität werden zu lassen, ohne ihre Identität zu verlieren und eine neue Sprache zu finden, als Frucht einer wunderhübschen Vermischung, so wie unsere geliebte Chifa.
Anstatt sich zu bekämpfen, führten diese Zutaten einen Dialog. Anstatt eine Grenzlinie zu ziehen zwischen Gutem und Bösem, haben es diese beiden Kulturen nicht nur verstanden zusammenzuleben, sondern auch etwas aufzubauen, zu kreieren, gemeinsam zu wachsen.

Ja, dieser Koch ist ein wahrer Poet…

Chifa ist also eine Fusion, bei der die chinesische Machart, also das Wok-Prinzip, erhalten bleibt. Allerdings kommen jetzt Zutaten aus der andinischen Landwirtschaft oder gar aus dem tropischen Perú zum Einsatz. Durchgesetzt hat sich Chifa als preiswerte, schnelle Mahlzeit und als Angebot auf der Straße. Chifa-Lokale und Straßenstände findet man daher überall.

Inzwischen nehmen sich vermehrt professionelle Köche in ihren Restaurants der gehobenen Art dieser veritablen Volksküche an und entwickeln sie kreativ weiter. Gaston Acurio selbst hat 2011 ein Restaurant eröffnet, um auf diesem Weg voranzuschreiten, das Madam Tusan in Lima (Av. Santa Cruz 859, Miraflores). Hier ein Video darüber.

Hier habe ich eine Fotogalerie mit diversen Chifa-Motiven zusammengestellt.

*Peru hermoso.
Mis colegas en europa, grandes y reconocidos cocineros me dicen que ellos ven al Peru de hoy como un gran almacen del mundo.
No solo por la biodiversidad que atesora, tambien porque todo lo que el mundo ofrece puede crecer o adaptarse en el.

Como este plato, en donde la milenaria cultura china encuentra en el valle de huaral un microclima idoneo para reproducir y recrear sus nostalgias.
Por que son de huaral las naranjitas chinas y los laychis que dan vida a esta salsa. Son de huaral los patos raza pekin que dan vida a este plato. Un pato pekin guisado lentamente con naranjitas y laychees que encuentran en el rocoto y el huacatay, una manera de agradecerle a esta tierra que los acogio, les permitio hacer realidad sus sueños sin perder su identidad y que finalmente le permitio encontrar un nuevo lenguaje fruto de un hermoso mestizaje, como nuestro querido CHIFA.
En vez de pelearse, estos ingredientes dialogaron. En vez de trazar una linea divisoria entre buenos y malos, estas dos culturas aprendieron no solo a convivir sino a construir, a crear, a avanzar juntos.

Pisco, der peruanische Nationalschnaps

Pisco, in Europa so gut wie unbekannt, ist ein Schnaps, der insbesondere in Chile und Perú sehr beliebt ist und als eine Art Nationalgetränk gilt. Vor allem als Cocktail  Pisco Sour trifft man ihn überall.

In der aktuellen Ausgabe von eMixology, einem Online-Magazin für Barkultur, findet sich ein Interview mit Johnny Schuler, der ohne Übertreibung als der Picsopapst Perus bezeichnet werden darf. Der Gastronom aus Lima leitet nicht nur mehrere Restaurants in der peruanischen Hauptstadt, sondern hat auch eine Pisco-Akademie gegründet. Dort wird die Kultur dieses Schnapses gepflegt.

In dem Interview berichtet Schuler ein paar Fakten über den Pisco, der aus der Trinkkultur Perus nicht mehr wegzudenken und vor allem als Cocktail Pisco Sour das beliebteste Getränke des peruanischen Nightlife ist.

  • Pisco wird hergestellt aus Wein.
  • Die Trauben werden geerntet, vergoren, zu Wein gemacht.
  • Der Wein wird genau einmal destilliert und auf die trinkfähige Konsistenz gebracht.
  • Es ist gesetzlich verboten, Wasser oder Zucker zuzusetzen. Das ist zB bei dem chilenischen Produkten anders, so Schuler.
  • Die Destillation gelingt, weil die Weintrauben in dem Klima sehr viel Zucker enthalten und daher einen sehr alkoholhaltigen Wein liefern.

Für die Herstellung von Pisco sind in Perú acht Rebsorten zugelassen. Je nachdem, wie viele Rebsorten zusammenkommen, gibt es unterschiedliche Qualitätsstufen

  • Puro: Nur eine Rebsorte wurde verwendet.
  • Acholado: Es wurden mehrere Rebsorten verwendet.
  • Mostolado oder Mosto Verde: Der Gärungsprozess wurde abgebrochen und es bleibt daher Restzucker in dem Wein. Das ergibt bei der Destillierung ein spezielles Aroma

Die Produktion von Pisco steigt in Perú ständig. Wurden um 2000 noch etwa eine halbe Mio Liter gebrannt, so beträgt die Jahresproduktion inzwischen 8 Mio Liter. Die Erzeuger sind bestrebt, Pisco in die ganze Welt zu exportieren. Unterstützt durch Marketingkampagnen soll er neben Vodka, Gin und Grappa in der Kategorie der klaren Schnäpse treten.

Schuler betreibt für eine Pisco-Marke sogar eine TV-Show zum Thema Pisco. In dem entsprechenden YouTube-Kanal gibt es über 300 Videos zum Thema, Cocktailrezepte, Kochen mit Pisco, Besuche bei Herstellern usw.

The Best Pisco Sours? Lima, Peru

Wer Pisco in Deutschland kaufen will, kann dies online zum Beispiel hier bei Pisco-Peru oder bei dem Versand für lateinamerikanische Lebensmittel Latinito oder direkt hier beim deutschsprachigen Vertrieb der Bodega Viñas de Oro.

Hier ein Barkeeper aus Lima, der einen Pisco Sour mixt.

Zutaten für Pisco Sour
Eis
3 cl. Pisco
1 cl Zitronensaft
1 cl. Zuckersirup
halbes Eiweiß
Spritzer Angostura Bitter

Spargel aus Perú

Gestern kaufte ich ein in der Stuttgarter Markthalle. Für ein Hühner-Frikassee wurde etwas Spargel benötigt. Gerne Thai-Spargel. Am Stand der Blick aufs Etikett: Urspungsland Perú.

Die Firma INKAFRESH (!) exportiert offenbar Grünen Spargel in die EU, der im südperuanischen Ica kultiviert wird, so die Aufschrift. Inkafresh hat noch mehr Produkte im Angebot: Ingwer, Zuckererbsen, Zwiebeln, Rohrzucker.

Der Anbau von Spargel hat Tradition in den peruanischen Küstenregionen, ist allerdings in den letzten Jahren stark angestiegen. Exportierte Perú 1998 Spargel im Wert von 100 Mio Dollar so wurden daraus binnen zehn Jahren 450 Mio. Die Hälfte davon geht als Frischware in die ganze Welt.

Der Anbau im südperuanischen Ica selbst wird begleitet von kritischen Stimmen. Genannt werden Probleme mit den Folgen der intensiven Bewässerung sowie die zu niedrigen Löhne in die Agroindustrie. Die Exporte von Agrargütern spielen mit einem Anteil von knapp unter 10 Prozent eine nicht unerhebliche Rolle in der peruanischen Handelsbilanz.

Ein Werbevideo der Spargelindustrie, die sich der Begrünung der Wüste brüstet, zeigt die Ausmaße der Entwicklung.

Ich habe den Spargel jedenfalls gekauft. Die Ware war gut. In Perú war die letzten Monate Frühjahr, nun ist Hochsommer. Spargelzeit. Mir ist klar: der Transport von Spargel rund um die halbe Welt auf meinen Küchentisch ist an sich ein Irrsinn. Vermutlich auch noch mit dem Flugzeug.

Ich habe den Spargel trotzdem gekauft.