Die 10 größten peruanischen Twitteraccounts

Twitter ist einer meiner bevorzugten Kommunikationskanäle. Schnell, informativ und zuweilen sehr unterhaltsam – Twitter ist einfach gut. Wie schon bei den größten peruanischen Facebook-Seiten zu beobachten ist, kann auch die Liste der peruanischen Twitterkanäle mit den meisten Followern ein erhellendes Bild der Leidenschaften und Nachrichtenbedürfnisse einer Gesellschaft bieten, von der man in Deutschland nicht so richtig viel erfährt.

Interessant ist bei den peruanischen Accounts, dass alle Kanäle sehr viele Follower aufweisen. Ein Vergleich mit den Zahlen der größten Accounts in Deutschland zeigt das. Ich habe dazu leider aktuell keine wirklich verlässliche Liste gefunden, aber einen der größten Accounts hat sicherlich der Kabarettist Dieter Nuhr (258.000 Follower) gefolgt von Spiegel_Eil (253.000) und ZEIT Online (212.000). Die Zahlen illustrieren ziemlich klar, dass Twitter offenbar in Perú einen wesentlichen höheren Stellenwert als hierzulande hat, handelt es sich doch um ein Land mit nur knapp 30 Mio Einwohnern …

Hier also die Liste mit den 10 reichweitenstärksten Twitterkanälen Perús.

1. @gianmarcomusica (543.000 Follower)
Gianmarco ist so etwas wie der Grönemeyer Perús: eingängiger Rock mit gefühligen Texten. Es selbst bezeichnet sich als Cantautor – Liedermacher. In seinem Feed, den er mehrmals täglich aktualisiert, berichtet er über seinen Musikeralltag, Neuigkeiten für Fans und was ihn so inspiriert.

2. @brunopinasco (513.000)
TV-Moderator einer sehr populären Sendung, in der Kinoneuheiten vorgestellt werden. Twitterei hauptsächlich über seine Show und sein Videoblog.

3. @Ollanta_HumalaT (455.000)
Amtierender Präsident Perús twittert relativ sparsam politische Verlautbarungen staatstragender Natur. Hier zum Beispiel ein Bekenntnis zum Integrationsprozess in Lateinamerika und speziell zur positiven Rolle, die Perú und Chile darin spielen können. Das ist insofern bemerkenswert, da die beiden Länder seit Jahren im diplomatischen Clinch über die Grenzziehung auf hoher See liegen, ein Konflikt der aktuell beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag ausgetragen wird.

4. @gaston_acurio (353.000)
Der Starkoch Gaston Acurio twittert massiv. Auch kurze Rezepte finden sich. Acurio ist quasi eine Art kulinarischer Nationalheld. Ein Phänomen, das hierzulande völlig unbekannt ist.

5. @rmapalacios (349.000)
Engagierte TV-Journalistin und politische Kolumnistin. Hier ein Tweet zur Diskussion über eine Erhöhung der Diäten, die sich die Kongressabgeordneten vor Kurzem genehmigt haben und die in der politischen Öffentlichkeit extrem kontrovers diskutiert wurde. Sie schreibt: „Das Problem des Bonus ist nicht seine Höhe. Das Problem ist seine Rechtfertigung und dass die Abgeordnetem zeigen, dass sie nicht wissen, wozu sie da sind.“

6. @nadineheredia (341.000)
Die Ehefrau des Präsidenten ist eine öffentliche Figur. Immer wieder wird spekuliert, ob nicht eigentlich sie die Strippen in der Regierung zieht. Vorgestern erst hat sie in Interviewws die Möglichkeit offen gelassen, selbst als Kandidatin bei der Präsidentenwahl 2016 anzutreten. Auf Twitter präsentiert sich Heredia als Anwältin der Schwachen, der Kinder, der Familien. Es finden sich vor allem Fotos von Presseterminen. Hier bei einem Termin zur Förderung der Krebsvorsorge.

7. @sancheznataniel (334.000)
Ein TV-Film-Sternchen. Harmlosigkeiten ohne Ende. Vor allem bedankt sie sich immer bei ihren vielen Fans offenbar nach ihren Sendungen. Herzschmerziges.

8. @sofiafrancoa (293.000)
Ex-Model und TV-Moderatorin. Aktuelle Sendung Amor Amor Amor – eine Talkshow auf Boulevardniveau. Sie twittert fast nur Replys. In diesem Tweet zeigt sie sich bereit für den Weltuntergang…

9. @malditaternura (254.000)
Der Kanal von Beto Ortiz, einem politischen Journalisten und TV-Moderator. Ortiz nimmt kein Blatt vor den Mund und twittert gerne voller Ironie und sehr persönlich. Hier Impressionen einer New-York-Reise.

10. @alvarezrodrich (229.000)
Ebenfalls ein Journalist. Arbeitet für die linksliberale Tageszeitung La República. In diesem Tweet verweist er auf seine aktuelle Kolumne mit einer Liste von Büchern, die er als Geschenk empfiehlt.

Fazit
Die großen peruanischen Twitteraccounts sind wirklich groß. Wie auch in Deutschland zu beobachten, kommen fast alle hier genannten Protagonisten aus den klassischen Medien. Aufschlussreich ist der Umstand, dass meinungsstarke, engagierte Journalisten sehr beliebt sind. Vielleicht liegt das daran, dass die peruanische Medienlandschaft nur wenig Qualität liefert und zumeist einem politischen Lager zugerechnet wird. Wirkliche Unabhängigkeit wird auf diesem Gebiet eher vermisst. Dass der amtierende Präsidenten und seine resolute Gattin in der Liste erscheinen, kann wenig überraschen: Macht macht interessant.

Deutsche NGOs in Perú

Perú ist ein bitterarmes Land, trotz der wirtschaftlichen Erfolge der letzten Jahre. Zum Vergleich: Mit fast 30 Millionen Einwohnern erwirtschaftet das Land das halbe Bruttoinlandsprodukt von Baden-Württemberg. Die Lebensbedingungen vieler Menschen sind erbärmlich, 30 Prozent gelten als arm, 10 Prozent als sehr arm. Es gibt nach wie vor Regionen wie das VRAEM, wo jedes zweite Kind als unterernährt gilt.

Die Reichtümer sind ungerecht verteilt, der Staat ist schwach in El Perú. Die Steuerquote liegt bei vielleicht 20 Prozent, der Anteil der Schattenwirtschaft ist hoch. Die neoliberale Wirtschaftspolitik hat in den letzten Jahren zwar zu einer positiven Entwicklung bei der Leistungsbilanz geführt, aber eine nachhaltige Strategie vor allem durch Förderung des ländlichen Raumes hat im Grunde nicht stattgefunden. Stattdessen ist das Land abhängig von den Weltmarktpreisen für Rohstoffe, die mit gigantischen Minenprojekten ohne Rücksicht auf Umwelt und Bewohner gefördert und exportiert werden. Perú ist der größte Produzent von Zink, Silber und Kupfer in Lateinamerika und der zweitgrößte weltweit.

In den letzten Jahren haben die Konflikte bei der Umsetzung von Minenprojekten stark zugenommen. Die Landbevölkerung ist nicht mehr bereit, die fatalen Umweltfolgen in riesigen Gebieten hinzunehmen. Sie sehen ihre karge Lebensgrundlage bedroht und wollen sich nicht in die Slums des Molochs Lima treiben lassen Die Proteste wurden zuletzt immer gewalttätiger, es gab Vorfälle mit dutzenden Toten. Der Staat hat allerdings reagiert: es wurde inzwischen ein Gesetz verabschiedet, das die Mitwirkung betroffener indigener Bevölkerungsgruppen bei der Umsetzung solcher Projekte vorsieht. Wie sich das in der Praxis entwickelt steht auf einem anderen Blatt.

Die ärmliche Situation der peruanischen Landbevölkerung in den Anden und im Amazonasgebiet lässt vielen Menschen aus dem kirchlichen und globalisierungskritischen Umfeld keine Ruhe. Sie versuchen seit Jahren direkt zu helfen, vor Ort, mit den Bewohnern. Versuchen Bildungs- und Gesundheitsprojekte anzuschieben, nachhaltige Landwirtschaft zu verbreiten, die Weiterverarbeitung und Vermarktung von Agrarprodukten zu organisieren usw. usf.

Ich kann jetzt keine vollständigen Überblick geben über derartigen Aktivitäten, die sicherlich obendrein nicht alle im Web abgebildet sind, aber ich habe mich mal ein bisschen umgeschaut und erste Ansatzpunkte recherchiert.

Freundeskreis Peru-Amazonico
Beginnen will ich mit dem Freundeskreis Peru-Amazonico, der von Eugen Bruder geleitet wird, einem Agraringenieur und ehemaligen Entwicklungshelfer. Der Freundeskreis unterstützt seit Jahren in Nordperu diverse Projekte mit Rat und Tat und Spenden. Außerdem werden ständig Transporteure für ein bestimmtes Medikament gesucht, das in Perú zum zehnfachen des deutschen Preises gehandelt wird. Es handelt sich um einen Wirkstoff gegen eine lepraartige Krankheit, die durch Stechfliegen übertragen wird. Wer also ein-zwei Kilo im Koffer frei hat … Wie es der Zufall will: Herr Bruder hatte mit uns via Facebook Kontakt aufgenommen. Jetzt werden wir ihn kennenlernen. Denn am Sonntag 4. November findet im Haus des Waldes in Stuttgart-Degerloch ein Amazonien-Tag statt. Dort hat der Freundeskreis einen Info-Stand, bietet peruanisches Mittagessen an und das Wurfspiel Sapo.

Weitere Infostellen von Hilfsprojekten und Nachrichten im Web in deutscher Sprache

  • Ein Webring mit deutschsprachigen Seiten zum Thema Perú
  • Informationsstelle Peru – Netzwerk deutscher Solidaritätsgruppen mit Peru
  • Aktuelle Infos aus El Perú in deutscher Sprache InfoAmazonas.de
  • Import und Handel mit nachhaltig produziertem Kaffee aus den peruanischen Anden
  • Berichte von den Protesten gegen Minenprojekte
  • Bericht bei ADVENIAT (bischöfliches Lateinamerika-Hilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland): Ein deutscher Bischof besucht erschüttert ein „normales“ peruanisches Gefängnis, begleitet von einem deutschen Gefängnisgeistlichen
  • Analyse der politischen Situation in dem lateinamerikanischen Infodienst amerika21.de vom Oktober 2011 nach der Übernahme der Präsidentschaft durch Ollanta Humala im Juli.
  • Wom-Blog: Nachrichten aus Lateinamerika – Kategorie Perú
  • Quetztal – Nachrichten aus Lateinamerika – Kategorie Perú
  • Peru-Bericht von Amnesty International: Berichte von Polizeiübergriffen bei Protesten gegen Minenprojekte. Außerdem wird die nachlässige Strafverfolgung von Militärangehörigen kritisiert, die während des staatlichen Gegenterrors Massaker und Menschenrechtsverletzungen zwischen 1986 und 2000 zu verantworten haben.
  • Bei Reporter Ohne Grenzen gibt es keine Einträge zu in Perú verhafteten Einzelpersonen. Die vorhandenen Meldungen hier beziehen sich in der Mehrzahl auf Attacken gegen Journalisten aus dem kriminellen Milieu im Zusammenhang mit der Berichterstattungen über den Drogenhandel oder die umstrittenen Minenprojekte. Andererseits gerät die Pressefreiheit durch diverse Prozesse in Gefahr, die von kritischer Berichterstattung betroffene Politiker gegen Journalisten auf dem Wege des Zivilrechts anstrengen. Die Prozesse enden teilweise mit haarsträubenden Urteilen. Hier ein paar Fälle aus den letzten Jahren in englischer Sprache.

Fotoalbum aus dem Juni 2009 mit Dokumenten über die mit erheblicher Polizeigewalt aufgelösten Proteste (inklusive Straßensperren) gegen ein Minenprojekt in Bagua. Insgesamt gab es seinerzeit 33 Tote darunter 23 Polizisten. Zwei Generäle der Nationalpolizei wurden inzwischen verurteilt.