Sonidos del Perú: Miki González – vom Kokarock zu Loungesounds und zurück.

Miki González61 Jahre ist der peruanische Musiker Miki González mittlerweile alt und offenbar immer auf der Suche nach neuen Sounds. Vor ein paar Tagen hat er ein neues Video vorgestellt, mit dem er zurück auf Anfang geht.

Begonnen hat der in Spanien geborene Sänger und Guitarrist als Blues- und Rocksänger in verschiedenen Bands in den 80ern. Der Stil wird beschrieben als eine Mischung aus Rock, afrikanischer Rhythmik und Andenkultur. Immer wieder hat er sich dabei mit der Zensur angelegt. Aufführungsverbote und Boykotte durch die Medien folgten. Höhepunkt dieser Zeit war seine Hymne an den Kokainstrauch Hoja Verde de la Coca – Grünes Blatt des Kokain. Weiterlesen

Sonidos del Perú: Las Amigas de Nadie

Eine Band, die nur aus Frauen besteht? Im Machokontinent Lateinamerika? Aus Perú? Und dann noch einen unkonventionellen Sound jenseits des allgegenwärtigen Latino-Pop-Mainstreams abliefert? Das gibts? ¡Claro que si!

Wir stellen also vor Las Amigas de Nadie – Die Freundinnen von Niemandem. Allein dieser Name schon eine Provokation, denn Frauenbilder in Südamerika sind geprägt vom Bild einer Weibichkeit, die sich definiert aus der Beziehung zur Männlichkeit. Frauen, die keine Freundinnen sein wollen – schon mal per se verdächtig.

Die vier jungen Musikerinnen von Las Amigas de Nadie, die in der klassischen Rock-Besetzung mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang unterwegs sind, haben unlängst ihr zweites Album vorgelegt. Titel: Sincronía. Man kann unten reinhören, denn sie unterhalten eine Seite auf Bandcamp. In diesem Interview mit MTV (in englischer Sprache) erzählen sie einiges von ihrer Arbeit. Vor allem darüber, was sie zu ihrem neuen Album inspirierte: „Maybe we identify with Björk and Portishead or even SteveG Reich for the game loops.“

Ihr erste Veröffentlichung war ziemlich erfolgreich – sogar ein Werbespot für CoaCola sprang dabei heraus. Ich finde den Sound frisch, unkonventionell, hörbar. Einfach mal die Videos anklicken und zurücklehnen.

Online-Kanäle von Las Amigas de Nadies auf YouTube, Bandcamp, Facebook und Twitter.

Facebook in Perú: die 20 größten Fanpages

Was sagt eine Liste der 20 erfolgreichsten Facebook-Pages über ein Land? Ich finde, so einiges. Welche Leidenschaften, welche marktdurchdringenden Konsumgüter, welche Institutionen auf dieser Liste erscheinen – es lässt tief blicken in die Alltagskultur einer Gesellschaft. Noch nicht über zeugt? Hier die Liste…

Auf der Basis einer Auswertung eines peruanischen Marktforschungsinstituts habe ich mir die erfolgreichsten peruanischen Seiten bei Facebook angeschaut. Facebook ist in Perú noch beliebter als in Deutschland. Nach den in der Studie genannten Zahlen haben sich 9,5 Millionen PeruanerInnen dort angemeldet, also über ein Drittel der Bevölkerung. In Deutschland sollen sich aktuell etwa 23 Millionen registriert haben – 28 Prozent.

Hier die Liste, die einen ganz interessanten Einblick in die Wünsche der peruanischen Gesellschaft geben, vor allem natürlich der jungen Leute unter 24, die die Hälfte der peruanischen Facebook-Nutzerinnen stellen. Übrigens: Die Geschlechter sind fast gleich stark in dem Sozialen Netzwerk vertreten.

1. Al Fondo hay Sitio – 1,4 Mio Fans www.facebook.com/AFHSTV
Klassische Telenovela, die seit März 2009 ausgestrahlt wird. Titel in etwa: Hinten hat es noch Platz. Ein Großteil der Spannung bezieht die Serie aus dem Gegensatz zwischen Stadt und Andenhochland, denn es treffen zwei Familien unterschiedlicher Herkunft aufeinander: Zum einen die Familie Gonzales, die auf Grund einer Erbschaft aus den Bergen in eine exklusive Wohngegend Lima gezogen ist. Zum anderen ist da die Familie Maldini, Mitglied der versnobten reichen Oberschicht, die sich ob der neuen Nachbarn jedes Mal auf Neue mokiert. Hier prallen Welten aufeinander, eine Situation, mit der sich die Peruaner offenbar identifizieren können. Gleichzeitig sieht man hier ein Muster bestätigt, das man aus anderen Ländern mit vergleichbarer Sozialstruktur kennt: das (zumeist arme) Publikum schätzt die vermeintlichen Einblicke in die bessere Gesellschaft – eine Welt, die ihnen im Alltag verschlossen bleibt. Und sieht dann, dass dort zwischenmenschlich ebenfalls einiges im Argen liegt.

2. Cua Cua – 1,2 Mio Fans www.facebook.com/cuacuakraft
Die Seite ist ziemlich schrill und man versteht zunächst gar nicht so richtig, worum es eigentlich geht. Bei Cuac Cuac (deutsch: Quak-Quak) um einen Schokoriegel des US-Nahrungsmittelkonzerns Kraft. Um die Entenfigur ist außerdem, forciert durch deren Marketing, so eine Art Tanzkult entstanden, vergleichbar mit dem aktuellen Phänomen Gangnam Style. Bei YouTube finden sich jedenfalls entsprechende Videos mit über 20 Millionen Ansichten . Hier ein Beispiel.

3. Cineplanet – 1,2 Mio Fans www.facebook.com/cineplanet
Eine Kette mit Multiplexkinos, die in ganz Perú präsent ist. Ich zähle 20 Standorte. Im Programm ausschließlich die hinlänglich bekannte, weltweit erfolgreiche Hollywood-Ware.

4. Movistar – 1,2 Mio Fans www.facebook.com/movistarperu
Telefongesellschaft, die in ganz Südamerika präsent ist. Es handelt sich um ein Unternehmen der spanischen Telefónica. Der peruanische Ableger ist größter Anbieter mobiler Telefondienstleistungen des Landes mit aktuell über 7 Millionen Kunden.

5. Combate – 1,1 Mio Fans www.facebook.com/ATVcombate
Reality-Show, bei der eine Gruppe von jungen Leute verschiedene Aufgaben erledigen muss. Die aktuelle Staffel hat im August begonnen und läuft ein Jahr lang.

6. Saga Falabella – 1,1 Mio Fans www.facebook.com/sagafalabella
Eine peruanische Kaufhauskette mit zumindest 14 Outlets in allen großen Städten Perús vertreten. Aktuell mit der neuen Sommermode – Sandalen…

7. Ripley – 1,1 Mio Fans www.facebook.com/RipleyPeru
Ebenfalls eine Kaufhauskette, ursprünglich aus Chile. 12 Kaufhäuser gibt es von Ripley in Perú.

8. Inca Kola – 1 Mio Fans www.facebook.com/IncaKola
Es handelt sich um ein nichtalkoholisches Getränk, das es bereits seit 1935 in Perú gibt. Wichtigster Aromabestandteil ist Zitronengras, kein Wunder, handelt es sich doch um ein Plagiat eines asiatischen Getränks. Generell kann man sagen: die auffälig gelb gefärbte Brause ist für europäische Geschmacksnerven ziemlich süß. Interessant ist der Aspekt, dass Inka Cola die populärste Limonade in Perú ist, noch vor Coca-Cola. Der US-Konzern hat sich allerdings 1999 mit 49 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, das nun auch die US-Brause abfült. Inka Cola ist im Alltag sehr präsent und wird zu allen Mahlzeiten gereicht. Inka Cola ist Teil der nationalen Identität Perús.

Hier ein Werbespot, gedreht im Parque del Amor in Lima

9. Claro – 0,8 Mio Fans www.facebook.com/AmericaMovilPeruSAC
Claro gibt es in Perú seit 2005 und ist inzwischen der zweitgrößte Anbieter für Dienstleistungen im Bereich Telekommunikation (Telefon, Internet, Mobile, Kabel- und SAT-TV)

10. Cinescape – 0,8 Mio Fans www.facebook.com/CINESCAPE.PERU
Eine TV-Show, die sich ausschließlich mit dem Thema Kino beschäftigt. Die Sendung gibt es seit einem Jahrzehnt. Mein Eindruck: die Peruaner scheinen ganz schön kinoverrückt zu sein.

11. Bembos – 0,6 Mio Fans www.facebook.com/bembos
Fastfoodkette mit aktuell 50 Filialen in Perú, davon allein 34 im Großraum Lima. Hauptprodukte sind: hamburgesas. Bembos gibt es seit 1988 und kann sich hervorragend gegen die multinationen US-Giganten behaupten, die natürlich ebenfalls inzwischen in Perú aktiv sind, allerdings mit weniger Filialen.

12. Samsung – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/SamsungPeru
Der südkoreanische Hersteller von Unterhaltungselektronik, Mobiltelefonen und Hausgeräten ist auch in Perú stark präsent.

13. Brahma – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/brahma.pe
Eine brasilianische Biermarke, die jetzt zu dem Brauereikonzern AmBev gehört.

14. Interbank – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/InterbankPeru
Eine der größten peruanischen Publikumsbanken mit aktuell etwa 200 Filialen und über 1.200 Bankautomaten. Interbank soll etwa 1,2 Millionen Kunden haben.

15. LAN Perú – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/lanenperu
LAN ist die größte südamerikanische Fluggesellschaft. In Perú bedient LAN 14 Ziele.

16. Esto es Guerra – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/estoesguerra.tv
TV-Showformat – Title dt: Das ist Krieg -,das ähnlich funktioniert, wie das oben genannte Combate: zwei Gruppen (jeweils Männer und FRauen) treten gegeneinader in diversen Spielen und Wetbewerben an.

17. Radio Moda – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/RadioModa
Eine Radiostation, die offenbar aber auch TV macht. Soundfarbe: internationaler Pop, Discodance, Latin. Auf der Website kann man sich deren aktuelle Top Ten anhören …

18. Cerveza Cristal – 0,4 Mio Fans www.facebook.com/cervezacristalperu
Laut Wikipedia aktuell die größte peruanische Biermarke.

19. KFC Perú – 0,4 Mio Fans www.facebook.com/KFCperu
Die bekannte US-amerikanische Fastfood-Kette, spezialisert auf Hähnchenprodukte ist auch in Perú aktiv. Die aktuelle Kampagne für zwei Wraps finde ich bezeichnend. Denn diese, so der Slogan, sollen Sabores Peruanos sein – Peruanische Genüsse. Offenbar muss sich in Perú selbst so ein Multi an die lokalen Geschmacksvorlieben anzupassen, um gute Geschäfte zu machen.

20. Chocolate Sublime – 0,4 Mio Fans www.facebook.com/ChocolateSublime
Schokoladensorte des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé.

Hier ein aktueller Werbspot…

Sonidos del Perú | Ofrenda Maestra – Wiedergeburt der música criolla

Wer sich durch eine peruanische Musikchart aktuellen Datums klickt, zum Beispiel diese hier, der wird schnell feststellen, dass die aktuelle peruanischen Populärmusik bestimmt wird von dem was wir heute Pop Latino nennen. Eine Portion Salsa, ein Schuss Rumba, durchgemöllert mit etwas Technopop und versehen mit einer eingängigen Melodie präsentiert von glatt polierten Sänger/in – fertig ist die Musiksoße. Anzutreffen sind die enorm erfolgreichen Schnulzen des Pop Latino in ganz Südamerika inklusive USA, wo sie neben Kolumbien und Mexiko bevorzugt produziert werden. Aus allen Ecken dudelt Pop Latino, es ist die billige, musikalische Massenware eines ganzen Kontinents.

Peruanische Musiktradition: Música criolla
Soviel steht fest: es gab schon vor dem Pop Latino eigenständige Musik in Südamerika zu der El Perú einiges beigetragen hat. Beispiel ist die música criolla. Entstanden in Lima Anfang des 20. Jahrhunderts handelt es sich um die erste eigene Musik der Criollos, der in Perú gebürtigen Nachfahren der spanischen Einwanderer. Man kann das durchaus als kulturellen Emanzipationsprozess vom europäischen Mutterland bezeichnen. Politisch war Spanien zwar schon lange vorher abgemeldet, prägte aber weiter die kulturellen Maßstäbe in der bürgerlichen Bildungs- und Machtelite Limas.

Nun verbreiteten sich eine ganze Reihe neuer Stile und Gesellschaftstänze, die eines gemeinsam hatten: zusammengeführt wurden verschiedene musikalische Traditionen, die die Einwanderungswellen wiederspiegeln. Spanisch-europäische Wurzeln wurden verbunden mit afrikanischen Einflüssen. In den städtischen Quartieren entstanden der peruanische Walzer und der Tanz Marinera Limeña (Limenische Fischerin) und Gesangsstile wie der Tondero und der Festejo. Die Blütezeit der música criolla endete in den 60er Jahren und geriet dann fast in Vergessenheit.

In diesem Video ein TV-Auftritt der Los Embajadores Criollos, die in den 50ern ihre größten Erfolge feierten.

Tipp: Ofrenda Maestra
2005 begann der peruanische Jazz-Gitarrist Renzo Gil ein Projekt, das gewisse Ähnlichkeiten mit dem Kuba bekannten Buena Vista Social Club aufweist: ehemalige, in Würde gealterte Protagonisten der música criolla spielen wieder ihre alten Hits. Allerdings hat Gil doch einiges umarrangiert und den triefenden Melodien eine Prise frischer Jazz-Improvisation beigemengt. 2007 wurde eine CD veröffentlicht. Titel: OFRENDA POPULAR – Un siglo de Música Criolla de Lima y Callao. Ein unverbrauchter Blick auf ein Jahrhundert musikalischer Populärkultur in Lima.

Promovideo für die CD

Besonders live scheint das Projekt eine tolle Dynamik zu entfalten. Hier ein Konzertmitschnitt in einem Jazz-Club.

Facebookseite von Ofrenda Maestra

Hier finden sich eine ganze Reihe weiterer Videos von Ofrenda Maestra

Sonidos del Perú: Bareto

Musik aus El Perú – das ist natürlich viel mehr als El Condor pasa und geflöteter Andensoundkitsch. Obwohl, man muss es so sagen: es handelt sich dabei um die peruanische Volksmusik. Sie hören es einfach. Es ist unvermeidlich.

Aber wie gesagt: da ist mehr. Wie zum Beispiel Bareto, die wir durch Zufall mal wieder über Facebook entdeckt haben. Dort hat Bareto eine lebendige Fanseite.

Bareto (offizielle Bandsite) gibt es seit 2003. Begonnen haben sie mit Ausflügen in Jazz, Rock, Reggae und Ska, um dann 2008 auf einer neuen muskikalischen Welle zu reiten: die Wiederbelebung der klassischen Cumbia-Musik. Dabei handelt es sich um die in den 60-80ern in ganz Lateinamerika äußerst populäre Mischung von südamerkanischen Rhythmen mit Elektrogitarren und schrägem Soundeffekten.

Bei Bareto klingt die alten Sounds wie durch die Rockmühle gemöllert, aufgefrischt mit Reggaerhythmen und Sprechgesang. Aber manchmal schimmern immer noch die Anden durch – Perú eben.

Aber was laber ich hier rum – hört es euch einfach selbst an.

Eine Singleauskopplung aus dem letzten Album, das im April 2012 erschienen ist. Auch wenn man den Text nicht versteht, es ist unübersehbar: Bareto setzt sich kritisch mit politischen Themen auseinander. In diesem Video stellen sie die Systemfrage.

Hier erklären sie, wie man in die Toro Retro Bar in Lima kommt, wo sie im angesagten Szenestadtteil Barranco ihre neue Single 2012 vorgestellt haben. So sieht das da aus, in Lima.

Die Ursprünge der Cumbia-Musik hören sich so an: Ein Lied der Los Destellos, die den Stil mitbegründet haben sollen.

Müsste eigentlich möglich sein, mit Bareto ein Interview zu vereinbaren…