Blogtipp: Bericht Rundreise Perú

20 Tage hat die Rundreise gedauert, die der Reiseblogger Christian Möbus letzten Herbst durch Perú gemacht hat. Die Route führte durch das südliche Perú mit den beliebten Inca-Städten, dann weiter nach Westen in das Amazonasgebiet. Aktuell hat Christian fünf Tagesberichte veröffentlicht, weitere werden in den nächsten Wochen folgen. Ist empfehlenswert, persönlich schnörkellos geschrieben und hervoragend bebildert. Wirklich nett gemacht und ein authentischer Bericht, was einen auf einer solchen Reise erwartet.

Hier geht es zu den bisher erschienenen Artikeln aus Perú.

Das ist die Reiseroute von Christian Möbus, über die er in seinem Blog Reiseabenteuerlich berichtet.


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Sprachpolitik Perú: zwei neue Sprachen anerkannt.

Das Andenhochland und das Amazonasgebiet waren jahrhundertelang für die peruanischen Zentren an der Pazifikküste finsterstes Hinterland. Katastrophale Infrastruktur, grassierender Analphabetismus, bittere Armut – dort war einfach nichts zu holen. Daran hat sich bis heute wenig bis gar nichts geändert, aber inzwischen wächst zumindest die Einsicht, dass es besser ist, die Bevölkerung in ihren traditionellen Kulturen zu stärken, statt sie in eine ihnen fremde Mehrheitskultur zu pressen. Ein Punkt dabei ist die bilinguale Schulbildung und die Anerkennung lokaler Sprachen. Jetzt sind zwei neue offiziell anerkannt worden…

Sharanahua
Die indigene Ethnie der Sharanahua lebt im peruanischen Amazonasgebiet, zu der aktuell etwa 500 Personen gerechnet werden. Für die Sprache dieser Menschen, die in der südwestlichen Provinz Ucayali an der Grenze zu Brasilien leben, wurde jetzt erstmals ein Alphabet entwickelt. Nun entstehen Lehrbücher, mit denen die 85 Schüler in zwei Schulen im Rahmen eines bilingualen Unterrichts unterrichtet werden. Das Alphabet des zur Sprachfamilie der Pano-Sprachen gehörenden Sharanahua umfasst folgende Buchstaben: a, b, ch, d, e, f, i, k, m, n, u, p, r, s, sh, x, t, ts, w, y.
Wie viele verschiedene Sprachen und Sprachfamilien es im peruanischen Amazonasgebiet existieren, darüber gibt diese sehr interessante Seite Auskunft: www.siamazonia.org.pe. Dort werden aktuell 43 verschiedene Sprachen und somit Ethnien detailliert dokumentiert. Es handelt sich um insgesamt etwa 230.000 Menschen.

Jaqaru
In den westlich von Lima liegenden Andendistrikten Tupe und Catahuasi wird von etwa 800 Sprechern die Amara-Sprache Jaqaru gesprochen. Diese ist jetzt in Kulturerbe der Region Lima aufgenommen worden. Damit ist sie offiziell als Zweitsprache anerkannt. Auch in diesem Fall werden jetzt Lehrmaterialien für den Schulunterricht in dieser Sprache entwickelt.

Sprachenpolitik: nicht perfekt, aber der spanische Bulldozer ist passe
Wenn man sich einmal die umfangreiche Website der staatlichen peruanischen Bildungsagentur DIGEIBIR (Direccion General de Educación Intercultural, Bilingüe y Rural) etwas näher anschaut, dann wird der Sinneswandel der peruanischen Behörden gegenüber den indigenen Sprachen mit den Händen greifbar. Bildung war und ist eine Sache der urbanen Zentren. Der ländliche Raum hingegen wurde wahrgenommen als Hinterland, wo nicht nur merkwürdige Sprachen gesprochen wurden, sondern der Analphabetismus grassierte. Bis heute sollen in den ländlichen Regionen Perús 20 Prozent der Menschen über 15 Jahre nicht lesen und schreiben können.

Die seit zwei Jahren amtierende Regierung des Präsidenten Humalla hat verschiedene Initiativen gestartet, die Situation in den Andenregionen und dem völlig vernachlässigten Amazonasraum zu verbessern. Sicher, die Mittel des peruanischen Staates sind beschränkt, es gibt eine Menge drängender Probleme auch in den urbanen Ballungsräumen, aber ein Anfang ist gemacht. Ein Anfang sind zweisprachige Schulen, die mit Programmen besonders gefördert werden. Hier lernen die Kinder neben dem für ihre Zukunft unverzichtbaren Spanisch nun eben auch lokale Sprachen. Dass eine solche Politik auch auf der Basis einer für europäische Politologen eher befremdlichen Ideologie eines Andino-Nationalismus entwickelt wurde, sei’s drum. Das Ergebnis zählt in diesem Fall.

Wie es um die Bedingungen des Schulunterrichts in den ländlichen Regionen bestellt ist, kann man nach Ansicht dieses Videos zumindest ungefähr erahnen. Der Bericht entstand Ende letzten Jahres in einem Dorf in den Anden Norden Perús. Dort leben Quechua-Sprecher.

Weiter lesen hier im Blog: Die indigenen Völker Perus

 

Die indigenen Völker Perús

In der Geschichte Lateinamerikas gibt es viele Erzählungen, die nichts anderes sind als reine Propaganda der westlichen Zivilisationen. Eine davon lautet: Als die Spanier den Kontinent eroberten, trafen sie auf eine primitive indigene Bevölkerung. Diese wurde entweder in Kriegen auf Grund unterlegener Technik abgeschlachtet, als Arbeitssklaven in Bergbau und Plantagenwirtschaft vernichtet oder durch vorher unbekannte Krankheiten dezimiert. Das Ergebnis: ein leerer Kontinent ohne Besitzer, auf dem die Europäer Kultur, Wirtschaft und Staaten neu aufbauten.

Diese Erzählung ist eine Lüge. Zwar hat es alle diese Erscheinungen gegeben, aber die Wahrheit ist viel komplizierter. Tatsächlich hat es immer eine gewisse Anzahl indigener Bevölkerung gegeben. Trotz fünf Jahrhunderte kolonialer Repression und kultureller Ausgrenzung gibt es bis heute viele indigene Gruppen, die ihre Sprachen, ihre Kultur und ihre Lebensräume bewahrt haben. Wahr ist aber auch: diese Völker sind sozial ausgegrenzt, ihre Kultur wird bekämpft, ihre Sprachen sind bedroht.

In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings in Lateinamerika zumindest in einigen Teilen der Gesellschaften ein Sinneswandel vollzogen. Das indigene Selbstbewusstsein ist erwacht. Nicht zuletzt seit den politischen Erfolgen des bolivianischen Präsidenten Evo Morales ist offenbar geworden: sie sind noch da, die „Indios“, sie existieren. Und sie beginnen sich als politische Macht zu organisieren. Wobei man gewisse Teile dieser politischen Bewegungen nicht romantisieren sollte. Gemessen an europäischen Maßstäben gibt es durchaus nationalistische Auswüchse, patriarchale Strukturen bis hin zu offenem Rassismus. Repression hat eben viele negative Konsequenzen…

Ich kann an dieser Stelle nicht die komplexen (und sublimen) sozialen Ausgrenzungen der indigenen Bevölkerungsgruppen in der peruanischen Gesellschaft nachzeichnen, aber trotzdem an dieser Stelle mal ein ungefährer Überblick über die indigenen Ethnien Perús. Aussagen über den tatsächlichen Anteil dieser Gruppen an der peruanischen Bevölkerung sind naturgemäß schwierig. Das hängt vor allem mit den Kriterien zusammen, die man anlegt, und an den Unterschieden zwischen Selbst- und Außenansicht.

Wie viele also sind es? Mehr als man gemeinhin annimmt jedenfalls. Die Zahlen bewegen sich zwischen 14 und 30 Prozent der knapp 30 Millionen Peruaner. Insgesamt, so das Instituto Nacional de los Pueblos Andinos, Amazónicos y Afroperuanos (INDEPA) – Nationales Institut der andinen, amazonischen und afroperuanischen Völker – gibt es in Perú 77 Ethnien, 68 Sprachen und 16 so genannte ethnolinguistische Familien. Hier die wichtigsten.

Die Quechua-Völker
Die größte indigene Gruppe sind die Quechua und sich ihrerseits wieder in diverse Untergruppen teilen. Insgesamt handelt es sich um etwa 8 Millionen Menschen, die hauptsächlich in den Hochebenen und Tälern der Anden Perús, Boliviens und Ecuadors leben. Die Quechua verstehen sich als direkte Nachfahren der Inka. Der Name leitet sich ab von der Sprachfamilie Quechua, deren einzelne Sprachen recht unterschiedlich sein können, vergleichbar mit der linguistischen Systematik zb der romanischen Sprachen. Insgesamt gibt es über 20 Varietäten. Im 20 Jahrhundert ist die Zahl der Sprecher gesunken, da nun die spanischsprachigen Schulen bis in die letzten Ecken des Landes reichten. In Perú sollen über drei Millionen Quechua leben. Aus dem Quechua stammen viele Namen von Städten, Dörfern, Flüssen und Bergen aber auch Früchten, Tiere usw. Die bekanntesten Quechua-Lehnworte im Deutschen sind der Kondor (v. kuntur), das Lama, der Puma oder Coca.

Hier ein Video mit der peruanischen Sängerin Yma Sumac, die auf Quechua singt.

Infos über Quechua auf Spanisch:
Wikipedia auf Quechua

Die Aymara
Nach dem Zensus von 2007 soll es in Perú eine halbe Million Sprecher des Aymara geben. Hauptsiedlungsgebiet in Perú ist die Region rund um das westliche Ufer des Titicaca-Sees. Auch hier gibt es wieder Untergruppen, wie die Lupacas oder die Uru, deren Sprache wohl ausgestorben ist. Andere Sprachen stehen kurz davor und werden von internationalen Organisationen versucht zu bewahren. Die Geschichte dieser Gruppen soll bis in die Zeit vor den Inka zurückreichen.

Die Amazonas-Völker
Ich fasse jetzt mal grob zusammen, denn Perú ist das Land mit dem größten Anteil am Amazonasbecken nach Brasilien. In diesen abgelegenen Regionen haben sich viele unterschiedliche Sprachen und Völker entwickelt, die bis heute nicht vollständig erforscht sind. Die größte Gruppe sind die Aguaruna, die 45.000 Menschen zählen und an der Grenze zu Ecuador leben. Andere Ethnien sind wesentlich kleiner bis hin zu den Tacana, die nomadisch und verstreut im peruanischen Regenwald leben und 600 Menschen zählen.

Die Grafik verdanke ich Herrn Bruder vom Freundeskreis Peru Amazónico, der sie seinerseits bei einem Besuch an der Universität in Pucallpa fotografiert hat.

Randnotiz: In Perú sollen 1.500 Deutsche leben.

Infos auf Spanisch zur ethnischen Vielfalt Perús

Neue Tourismuskampagne Perús in Deutschland gestartet

Die peruanische Agentur PROMPERÚ ist eine staatliche Institution, die unter anderem damit beauftragt ist, den Tourismus im Land zu fördern. Um diesen anzukurbeln und die touristischen Möglichkeiten des Landes einer breiteren Öffentlichkeit im Ausland vorzustellen, läuft aktuell eine neue Kampagne. Außerdem wurde dieser Werbespot produziert, der jetzt auch auf Deutsch vorliegt. Präsentiert haben den Isabella Falcó, Leiterin Auslandsimage bei PromPerú, und José Antonio Meier, Botschafter der Republik Peru in Deutschland, letzte Woche in Berlin.

Vielleicht etwa sentimental gestrickt, zeigt das Video letztlich die ganze Vielfältigkeit des Landes: Surfen im Pazifik, Trekking in den Anden, Dschungelerlebnis im Amazonasgebiet. Die allgegenwärtige Gastronomie darf nicht fehlen.

Via W&V

Entwurf der Andenroute

Wir wollen etwas sehen von Perú, mehr als die Megametroploe Lima. Uns interessieren die Anden, die Landschaft, die Menschen, die Art des Lebens in diesen abgeschiedenen Tälern. Nur wo beginnen? Es gibt Punkte, die bieten mehr: Nationalparks, Landschutzgebiete, Biosphärenreservate. Diese öffnen sich mehr und mehr für eine Art sanften Tourismus, die Naturwunder werden zugänglich gemacht. An denen wollen wir uns entlanghangeln.

Von Lima aus gesehen, ziehen die Touristenströme hauptsächlich in den Süden von Perú. Man kennt die Ziele, man weiß was einen erwartet: Macchu Picchu, Titicaca-See, Cuzco, Arequipa. Ehrlich gesagt: Menschenmassen, die sich durch archäologische Wundertümer quälen, ist nicht so ganz unser Ding. Wer braucht noch einen Bericht über diese Orte? Da ist noch viel mehr in Perú.

Wir werden daher zunächst nach Norden fahren. Mit einem Mietwagen. Bei Avis geschaut: geht eigentlich, der Wochenpreis für ein mittelgroßes Allrad-Auto ist vertretbar.

Hier ein Entwurf, was wir uns ab Lima zusammengebastelt haben. Insgesamt etwa 1.000 Kilometer, was in einer Woche entspannt machbar sein müsste.

Tag I: Caral – 5.000 Jahre Geschichte
Nach Norden hoch der Küste entlang geht es auf der Panamericana am ersten Tag nach Caral. Dort befindet sich ein vorhistorisches Weltwunder. Denn Caral ist seit 5.000 Jahren besiedelt. Was übrig blieb, sind die Reste der Hochkultur der Caral, die 1.000 Jahre lang diesen Raum beherrschte und um 1.800 v Chr. im Nichts der Geschichte verschwand. Zu sehen ist also: Die älteste Zivilisation Amerikas. | Infos span. Wikipedia

Dann geht es weiter mit dem Auto in die Anden bis nach Cajatambo.

Tag 2/3: Hochgebirge Anden
Cajatambo liegt auf etwa 3.000 Meter Höhe und zu Füßen des halben Dutzend 6.000er, die Teil der „Zona Reservada Cordillera Huayhuash“ sind. Wir werden sicher nicht ins Hochgebirge aufsteigen (für das es hier einige Tourenanbieter gibt), sondern mit Wanderschuhen die Gegend erkunden. Wenn’s toll ist, vielleicht bleiben wir und machen eine geführte Tagestour in den Tälern.

Tag 4: Der Bergsee
Nächstes Ziel: Junin. Dort befindet sich der zweitgrößte See Perús, der Chinchaycocha. Eine Besonderheit hat das Ganze: wir befinden uns auf 4.100 Meter Höhe.

Tag 5/6: Der Regenwald
Wir fahren von Junin nach Oxapampa. Das liegt am Rande des Nationalparks Yanachaga-Chemillén mit einem ausgedehnten tropischen Regenwald an den Hängen der Andenausläufer. Und El Che Guevara hat hier auch Station gemacht auf seiner legendären Reise, Ende April 1952.

Tag 7: Zurück über die Anden nach Lima via Huancayo.

Ich bin gespannt auf die Straßen. Was man so an Fotos zu sehen kriegt, dann wartet abseits der großen Magistralen teilweise die Schotterpiste. Deswegen das mit dem Allrad.


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