Präkolumbianische Kulturen Perús (II): Die Inca

Die Hochkulturen Altmerikas, die Zivilisationen vor Kolumbus – es gab viele. Nicht alle waren erfolgreich, aber eine hat es bis in die Moderne geschafft: die Inca.

Die Inca (deutsch: Inka) sind im modernen Perú allgegenwärtig. Sie sind Glanzlicht des Tourismus und zugleich Teil der Populärkultur. Wenn es um das „ursprüngliche“ Perú geht, fällt unweigerlich ihr Name. Deshalb findet sich Inca als schmückendes Beiwort, das nationale Verbundenheit kommuniziert, in vielen Geschäftsnamen und Produkten. Der allgegenwärtige Softdrink Inca Kola ist nur ein Beispiel. Die Inca gelten als DIE Urperuaner schlechthin und sind Volksheilige zugleich.

Was aber genau waren nun diese Inca, die den Andenraum seit Mitte des 15. Jahrhunderts beherrschten und dann von den Spaniern entmachtet wurden?

Ausdehnung des Reiches der Inca (aus Wikipdia, Quelle = Bildklick)

Die Quellenlage über die Geschichte der Inca ist wie bei allen präkolumbianischen Zivilsationen Südamerikas eher schlecht. Die fehlende schriftliche Überlieferung lässt Lücken. Allerdings ist heute einiges über die Geschichte und die Lebensumstände bekannt. Umfangreiche Ruinenfelder und Gräber mit tausenden Fundstücken sind inzwischen professionell ausgewertet. Dazu treten die spanischsprachigen Zeugnisse, in denen kurz nach dem epochalen Wandel mündliche Traditionen festgehalten wurden.

Die Inca bildeten zunächst in den Anden des südlichen Perú um Cusco herum staatliche Strukturen. Dieser Prozess begann 1.000 nChr. Ackerbau (Mais, Kartoffel), Viehzucht, Handwerk, Metallurgie, ein strenger imperialer Kultus mit blutigen Ritualen – aus diesen mit Gewalt organisierten Formationen wurde im Laufe der Zeit ein veritables Königreich (ab ca 1200). Das dehnte sich dann mit hoher Agressivität auf den gesamten nördlichen Andenraum aus – von Ekuador über Bolivien bis nach Nordchile. Dort existierende Kulturen wurden brutal unterworfen und in das Herrschaftssystem integriert, zuweilen recht oberflächlich.

El Inca: der Gottkönig an der Spitze
An der Spitze des Inka-Staates stand eine Art Gottkönig, el inca. Eine politisch-religiöse Elite hielt Infra- und Verwaltungsstrukturen über viele tausende Kilometer aufrecht. Der Apparat war so stabil, dass die Spanier sich dieser Strukturen zunächst bedienten. Nach der Machtübernahme setzten sie eigene, abhängige inca ein, um die Ressourcen des Reiches abzuschöpfen. Zumindest so lange, bis sie einen eigenen Machtapparat aufgebaut hatten. Das dauerte jedoch, denn der nun folgende koloniale Wandel stellt sich ungefähr so dar: Raubbau und Entvölkerung der Anden, Verfall der Inca-Strukturen, zwei-drei Jahrhunderte Apathie, langsamer Wiederaufbau spanischsprachiger, zentralstaatlicher Organisation. Bis die spanische Kultur in den Dörfern der unzugänglichen Täler Einzug hielt, sollte es noch lange dauern und ist nie vollständig gewesen.

Inca-Könige als Volkshelden
Die berühmtesten Inca-Könige sind heute in Perú Volkshelden bis hin zur politischen Vereinnahmung. Dazu gehört natürlich Atuahalpa, der an der Macht war, als die Spanier eintrafen und ihn 1532 gefangenahmen.
Vor allem aber Túpac Amaru, der im April 1572 den Spaniern den Krieg erklärte, mit seiner Streitmacht unterlag und im November in der alten Inca-Haupstadt Cuzco öffentlich hingerichtet wurde. Túpac Amaru gilt als der letzte Inca, als eine tragische Figur. Eine der aktivsten Terrorgruppen der peruanischen Politik zwischen 1980 und 2000, die für den Tod von 1.300 Menschen  verantwortlich gemacht wird, nannte sich Movimiento Revolucionario Túpac Amaru.

Volksmusik aus den Anden
Kulturell sind die Inca heute massiv, jedoch oberflächlich, beinahe folkloristisch präsent. Gleichwohl: ihre Sprache Quechua wird von vielen Millionen Menschen gesprochen, wenn auch kaum gepflegt. Die Namen von Landschaften, Orten, Pflanzen und Kulturtechniken haben Wurzeln in der Inca-Kultur. Darunter ist allerdings auch Volkstumsglauben bis hin zum beinahe schmanistischem Kult der Pacha Mama, der Mutter Erde. Politiker aus der Hauptstadt treten inzwischen in den Andenprovinzen grundsätzlich mit irgendeinem Versatzstück lokaler Inca-Trachten auf. Die Inca sind angesichts der wiederentdeckten indigenen Vielfalt so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner des indigenen Elements in der peruanischem Öffentlichkeit. Das setzt sich fort in der Populärmusik

Hier andinische Volksmusik auf Niveau Kastelruther Spatzen

Andererseits der Jazzmusiker Jean-Pierre Magnet mit seinem Andino-Jazz

Offizielles Video über eine Folklore-Produktion des Staatlichen Peruanischen Nationaltheaters in Lima.

Hier als Schnulze aufbereitet, nur noch Versatzstücke, von der populären Sängerin Amanda Portales

Das nationale Wahrzeichen: Machu Picchu
Weltberühmt sind die Inca durch die Bergstadt Machu Picchu geworden, die von ihnen ab Mitte des 15. Jahrhunderts auf 2.500 Meter Höhe errichtet wurde. Die Stadt war nie ganz verlassen, wurde 1924 durch einen US-Amerikaner „entdeckt“ und wieder zugänglich gemacht. Machu Picchu ist heute eines der meistfotografierten Touristenmotive der Welt und für Perú ein nationales Wahrzeichen wie die ägyptischen Pyramiden oder der Eiffelturm.

Ausstellung in Berlin über die Inca
Hier Fotos aus einer sehr empfehlenswerten Ausstellung im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem, die ich mir vor zwei Wochen angeschaut habe.

Inca: Waffen
Waffe

Inca: Kriegsszenen – nackte Gefangene werden blutend abgeführt.
Kriegszenen

Inca: Mais (Metallobjekt)

Mais als Metallobjekt

Inca: Menschenopfer
Menschenopfer

Inca: Werkzeuge
Werkzeug

Inca: Färbemittel

Farbstoff

Inca: Instrumente

Instrumente

Inca: Rauschszenen (links das Maisbier Chicha, rechts Coca)
Drogen

Hier alle 83 Fotos der Ausstellung in einer Diashow

Präkolumbianische Kulturen Perús: Die Moche

1492 entdeckte Kolumbus Amerika, 1532 übernahmen die Spanier Perú. Was aber war davor? Wie sah die peruanische Antike aus, wie das Mittelalter? Der schmale Küstenstreifen entlang des Pazifik und die Täler der Anden sind bereits seit Jahrtausenden besiedelt, von einander ablösenden und gegenseitig beeinflussenden Kulturen. Aus Sammlern und Jägern entwickelten sich Ackerbauern und Viehzüchter, Handwerker, religiöse und politische Eliten, urbane Zentren und ganze Reiche. Eine der frühesten Hochkulturen sind die Moche. Statt ausführlicher Wikipedia-Artikel  hier ein paar Fakten und Bilder über die Kultur der Moche.

Siedlungsgebiet der Moche im Norden Perús

  • Zeitraum der Moche-Kultur: etwa 200 v.Chr. bis 800 n.Chr.
  • Ausbreitungsgebiet: in den Tälern und dem Küstenstreifen im Norden Perús
  • Ackerbau: Mais, Bohnen, Kartoffeln mit Bewässerungssystem sowie Nutzviehhaltung
  • Handwerk: Keramik, Metallurgie, Lehmziegelbau, Steinbearbeitung
  • Politik: hierarchisch-diktatorische Systeme, kriegslüstern
  • Religion: komplexe Kosmologie ist Kern aller Kultur mit strengen, blutigen Ritualen
  • Kultur: mündliche, nahezu schriftlose Tradition. Aller Ausdruck ist religiös-rituell
  • Drogen: Zwei Rauschmittel haben einen hohen Stellenwert in der Moche-Kultur: Das Getränk Chicha aus vergorenem Mais und die Blätter des Coca-Strauches.
  • Städtebau: Lehmziegelarchitektur, Kulträume und Gräber als aufwendige Pyramiden
  • Ende: Städte wurden vermutlich auf Grund ökologischer Großkatastrophe (Dürre) aufgegeben.

Alles, was wir von den Moche wissen, sind Rückschlüsse aus Ruinen und Gräbern, die aus dem Sand ausgebuddelt wurden. Solche Spuren allerdings gibt es inzwischen reichlich, dank des trockenen Klimas. Die Menschen verschwanden und die Städte und Bauten verwandelten sich in Sandberge. Allein die Sammlung des Museo Tumbas Reales de Sipán umfasst tausende von Keramikstücken, (Edel-)Metallteilen, Textilien, Holzresten, Waffen usw. Das Museum befindet sich in Chiclayo, 800 km nördlich von Lima, wurde 2002 neu errichtet und enthält Funde aus in den 90ern gesicherten Königsgräbern.

So viel steht fest: die Moche verfügten über entwickelte Technologien, um derartige Dinge herzustellen, um zumindest zeitweise einen Staat aufrechtzuerhalten, der aber offenbar blutrünstig war. Menschenopfer im großen Stil sind belegbar.

Ich war im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem. Dort befindet sich eine kleine Ausstellung über die präkolumbianischen Kulturen Perús.

Keramik der Moche
Mann mit Cocatasche auf dem Rücken.
Gefangener

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Ein Maiskolben (Metall) aus der Moche-Kultur
Mais als Metallobjekt

Silberobjekt aus der Moche-Kultur
Silberobjekt

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Keramik der Moche (Fischfang)
Keramikobjekt

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Keramik der Moche
Keramikobjekt

Nett anzuschauendes Amateur-Video über die Ausgrabung der Huaca del Sol y de la Luna in Trujillo. Dort befindet sich eine große Lehmziegelpyramide, die innen sehr aufwendig gestaltet wurde.

Die 10 größten peruanischen Twitteraccounts

Twitter ist einer meiner bevorzugten Kommunikationskanäle. Schnell, informativ und zuweilen sehr unterhaltsam – Twitter ist einfach gut. Wie schon bei den größten peruanischen Facebook-Seiten zu beobachten ist, kann auch die Liste der peruanischen Twitterkanäle mit den meisten Followern ein erhellendes Bild der Leidenschaften und Nachrichtenbedürfnisse einer Gesellschaft bieten, von der man in Deutschland nicht so richtig viel erfährt.

Interessant ist bei den peruanischen Accounts, dass alle Kanäle sehr viele Follower aufweisen. Ein Vergleich mit den Zahlen der größten Accounts in Deutschland zeigt das. Ich habe dazu leider aktuell keine wirklich verlässliche Liste gefunden, aber einen der größten Accounts hat sicherlich der Kabarettist Dieter Nuhr (258.000 Follower) gefolgt von Spiegel_Eil (253.000) und ZEIT Online (212.000). Die Zahlen illustrieren ziemlich klar, dass Twitter offenbar in Perú einen wesentlichen höheren Stellenwert als hierzulande hat, handelt es sich doch um ein Land mit nur knapp 30 Mio Einwohnern …

Hier also die Liste mit den 10 reichweitenstärksten Twitterkanälen Perús.

1. @gianmarcomusica (543.000 Follower)
Gianmarco ist so etwas wie der Grönemeyer Perús: eingängiger Rock mit gefühligen Texten. Es selbst bezeichnet sich als Cantautor – Liedermacher. In seinem Feed, den er mehrmals täglich aktualisiert, berichtet er über seinen Musikeralltag, Neuigkeiten für Fans und was ihn so inspiriert.

2. @brunopinasco (513.000)
TV-Moderator einer sehr populären Sendung, in der Kinoneuheiten vorgestellt werden. Twitterei hauptsächlich über seine Show und sein Videoblog.

3. @Ollanta_HumalaT (455.000)
Amtierender Präsident Perús twittert relativ sparsam politische Verlautbarungen staatstragender Natur. Hier zum Beispiel ein Bekenntnis zum Integrationsprozess in Lateinamerika und speziell zur positiven Rolle, die Perú und Chile darin spielen können. Das ist insofern bemerkenswert, da die beiden Länder seit Jahren im diplomatischen Clinch über die Grenzziehung auf hoher See liegen, ein Konflikt der aktuell beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag ausgetragen wird.

4. @gaston_acurio (353.000)
Der Starkoch Gaston Acurio twittert massiv. Auch kurze Rezepte finden sich. Acurio ist quasi eine Art kulinarischer Nationalheld. Ein Phänomen, das hierzulande völlig unbekannt ist.

5. @rmapalacios (349.000)
Engagierte TV-Journalistin und politische Kolumnistin. Hier ein Tweet zur Diskussion über eine Erhöhung der Diäten, die sich die Kongressabgeordneten vor Kurzem genehmigt haben und die in der politischen Öffentlichkeit extrem kontrovers diskutiert wurde. Sie schreibt: „Das Problem des Bonus ist nicht seine Höhe. Das Problem ist seine Rechtfertigung und dass die Abgeordnetem zeigen, dass sie nicht wissen, wozu sie da sind.“

6. @nadineheredia (341.000)
Die Ehefrau des Präsidenten ist eine öffentliche Figur. Immer wieder wird spekuliert, ob nicht eigentlich sie die Strippen in der Regierung zieht. Vorgestern erst hat sie in Interviewws die Möglichkeit offen gelassen, selbst als Kandidatin bei der Präsidentenwahl 2016 anzutreten. Auf Twitter präsentiert sich Heredia als Anwältin der Schwachen, der Kinder, der Familien. Es finden sich vor allem Fotos von Presseterminen. Hier bei einem Termin zur Förderung der Krebsvorsorge.

7. @sancheznataniel (334.000)
Ein TV-Film-Sternchen. Harmlosigkeiten ohne Ende. Vor allem bedankt sie sich immer bei ihren vielen Fans offenbar nach ihren Sendungen. Herzschmerziges.

8. @sofiafrancoa (293.000)
Ex-Model und TV-Moderatorin. Aktuelle Sendung Amor Amor Amor – eine Talkshow auf Boulevardniveau. Sie twittert fast nur Replys. In diesem Tweet zeigt sie sich bereit für den Weltuntergang…

9. @malditaternura (254.000)
Der Kanal von Beto Ortiz, einem politischen Journalisten und TV-Moderator. Ortiz nimmt kein Blatt vor den Mund und twittert gerne voller Ironie und sehr persönlich. Hier Impressionen einer New-York-Reise.

10. @alvarezrodrich (229.000)
Ebenfalls ein Journalist. Arbeitet für die linksliberale Tageszeitung La República. In diesem Tweet verweist er auf seine aktuelle Kolumne mit einer Liste von Büchern, die er als Geschenk empfiehlt.

Fazit
Die großen peruanischen Twitteraccounts sind wirklich groß. Wie auch in Deutschland zu beobachten, kommen fast alle hier genannten Protagonisten aus den klassischen Medien. Aufschlussreich ist der Umstand, dass meinungsstarke, engagierte Journalisten sehr beliebt sind. Vielleicht liegt das daran, dass die peruanische Medienlandschaft nur wenig Qualität liefert und zumeist einem politischen Lager zugerechnet wird. Wirkliche Unabhängigkeit wird auf diesem Gebiet eher vermisst. Dass der amtierende Präsidenten und seine resolute Gattin in der Liste erscheinen, kann wenig überraschen: Macht macht interessant.

Sonidos del Perú: Las Amigas de Nadie

Eine Band, die nur aus Frauen besteht? Im Machokontinent Lateinamerika? Aus Perú? Und dann noch einen unkonventionellen Sound jenseits des allgegenwärtigen Latino-Pop-Mainstreams abliefert? Das gibts? ¡Claro que si!

Wir stellen also vor Las Amigas de Nadie – Die Freundinnen von Niemandem. Allein dieser Name schon eine Provokation, denn Frauenbilder in Südamerika sind geprägt vom Bild einer Weibichkeit, die sich definiert aus der Beziehung zur Männlichkeit. Frauen, die keine Freundinnen sein wollen – schon mal per se verdächtig.

Die vier jungen Musikerinnen von Las Amigas de Nadie, die in der klassischen Rock-Besetzung mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang unterwegs sind, haben unlängst ihr zweites Album vorgelegt. Titel: Sincronía. Man kann unten reinhören, denn sie unterhalten eine Seite auf Bandcamp. In diesem Interview mit MTV (in englischer Sprache) erzählen sie einiges von ihrer Arbeit. Vor allem darüber, was sie zu ihrem neuen Album inspirierte: „Maybe we identify with Björk and Portishead or even SteveG Reich for the game loops.“

Ihr erste Veröffentlichung war ziemlich erfolgreich – sogar ein Werbespot für CoaCola sprang dabei heraus. Ich finde den Sound frisch, unkonventionell, hörbar. Einfach mal die Videos anklicken und zurücklehnen.

Online-Kanäle von Las Amigas de Nadies auf YouTube, Bandcamp, Facebook und Twitter.

Facebook in Perú: die 20 größten Fanpages

Was sagt eine Liste der 20 erfolgreichsten Facebook-Pages über ein Land? Ich finde, so einiges. Welche Leidenschaften, welche marktdurchdringenden Konsumgüter, welche Institutionen auf dieser Liste erscheinen – es lässt tief blicken in die Alltagskultur einer Gesellschaft. Noch nicht über zeugt? Hier die Liste…

Auf der Basis einer Auswertung eines peruanischen Marktforschungsinstituts habe ich mir die erfolgreichsten peruanischen Seiten bei Facebook angeschaut. Facebook ist in Perú noch beliebter als in Deutschland. Nach den in der Studie genannten Zahlen haben sich 9,5 Millionen PeruanerInnen dort angemeldet, also über ein Drittel der Bevölkerung. In Deutschland sollen sich aktuell etwa 23 Millionen registriert haben – 28 Prozent.

Hier die Liste, die einen ganz interessanten Einblick in die Wünsche der peruanischen Gesellschaft geben, vor allem natürlich der jungen Leute unter 24, die die Hälfte der peruanischen Facebook-Nutzerinnen stellen. Übrigens: Die Geschlechter sind fast gleich stark in dem Sozialen Netzwerk vertreten.

1. Al Fondo hay Sitio – 1,4 Mio Fans www.facebook.com/AFHSTV
Klassische Telenovela, die seit März 2009 ausgestrahlt wird. Titel in etwa: Hinten hat es noch Platz. Ein Großteil der Spannung bezieht die Serie aus dem Gegensatz zwischen Stadt und Andenhochland, denn es treffen zwei Familien unterschiedlicher Herkunft aufeinander: Zum einen die Familie Gonzales, die auf Grund einer Erbschaft aus den Bergen in eine exklusive Wohngegend Lima gezogen ist. Zum anderen ist da die Familie Maldini, Mitglied der versnobten reichen Oberschicht, die sich ob der neuen Nachbarn jedes Mal auf Neue mokiert. Hier prallen Welten aufeinander, eine Situation, mit der sich die Peruaner offenbar identifizieren können. Gleichzeitig sieht man hier ein Muster bestätigt, das man aus anderen Ländern mit vergleichbarer Sozialstruktur kennt: das (zumeist arme) Publikum schätzt die vermeintlichen Einblicke in die bessere Gesellschaft – eine Welt, die ihnen im Alltag verschlossen bleibt. Und sieht dann, dass dort zwischenmenschlich ebenfalls einiges im Argen liegt.

2. Cua Cua – 1,2 Mio Fans www.facebook.com/cuacuakraft
Die Seite ist ziemlich schrill und man versteht zunächst gar nicht so richtig, worum es eigentlich geht. Bei Cuac Cuac (deutsch: Quak-Quak) um einen Schokoriegel des US-Nahrungsmittelkonzerns Kraft. Um die Entenfigur ist außerdem, forciert durch deren Marketing, so eine Art Tanzkult entstanden, vergleichbar mit dem aktuellen Phänomen Gangnam Style. Bei YouTube finden sich jedenfalls entsprechende Videos mit über 20 Millionen Ansichten . Hier ein Beispiel.

3. Cineplanet – 1,2 Mio Fans www.facebook.com/cineplanet
Eine Kette mit Multiplexkinos, die in ganz Perú präsent ist. Ich zähle 20 Standorte. Im Programm ausschließlich die hinlänglich bekannte, weltweit erfolgreiche Hollywood-Ware.

4. Movistar – 1,2 Mio Fans www.facebook.com/movistarperu
Telefongesellschaft, die in ganz Südamerika präsent ist. Es handelt sich um ein Unternehmen der spanischen Telefónica. Der peruanische Ableger ist größter Anbieter mobiler Telefondienstleistungen des Landes mit aktuell über 7 Millionen Kunden.

5. Combate – 1,1 Mio Fans www.facebook.com/ATVcombate
Reality-Show, bei der eine Gruppe von jungen Leute verschiedene Aufgaben erledigen muss. Die aktuelle Staffel hat im August begonnen und läuft ein Jahr lang.

6. Saga Falabella – 1,1 Mio Fans www.facebook.com/sagafalabella
Eine peruanische Kaufhauskette mit zumindest 14 Outlets in allen großen Städten Perús vertreten. Aktuell mit der neuen Sommermode – Sandalen…

7. Ripley – 1,1 Mio Fans www.facebook.com/RipleyPeru
Ebenfalls eine Kaufhauskette, ursprünglich aus Chile. 12 Kaufhäuser gibt es von Ripley in Perú.

8. Inca Kola – 1 Mio Fans www.facebook.com/IncaKola
Es handelt sich um ein nichtalkoholisches Getränk, das es bereits seit 1935 in Perú gibt. Wichtigster Aromabestandteil ist Zitronengras, kein Wunder, handelt es sich doch um ein Plagiat eines asiatischen Getränks. Generell kann man sagen: die auffälig gelb gefärbte Brause ist für europäische Geschmacksnerven ziemlich süß. Interessant ist der Aspekt, dass Inka Cola die populärste Limonade in Perú ist, noch vor Coca-Cola. Der US-Konzern hat sich allerdings 1999 mit 49 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, das nun auch die US-Brause abfült. Inka Cola ist im Alltag sehr präsent und wird zu allen Mahlzeiten gereicht. Inka Cola ist Teil der nationalen Identität Perús.

Hier ein Werbespot, gedreht im Parque del Amor in Lima

9. Claro – 0,8 Mio Fans www.facebook.com/AmericaMovilPeruSAC
Claro gibt es in Perú seit 2005 und ist inzwischen der zweitgrößte Anbieter für Dienstleistungen im Bereich Telekommunikation (Telefon, Internet, Mobile, Kabel- und SAT-TV)

10. Cinescape – 0,8 Mio Fans www.facebook.com/CINESCAPE.PERU
Eine TV-Show, die sich ausschließlich mit dem Thema Kino beschäftigt. Die Sendung gibt es seit einem Jahrzehnt. Mein Eindruck: die Peruaner scheinen ganz schön kinoverrückt zu sein.

11. Bembos – 0,6 Mio Fans www.facebook.com/bembos
Fastfoodkette mit aktuell 50 Filialen in Perú, davon allein 34 im Großraum Lima. Hauptprodukte sind: hamburgesas. Bembos gibt es seit 1988 und kann sich hervorragend gegen die multinationen US-Giganten behaupten, die natürlich ebenfalls inzwischen in Perú aktiv sind, allerdings mit weniger Filialen.

12. Samsung – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/SamsungPeru
Der südkoreanische Hersteller von Unterhaltungselektronik, Mobiltelefonen und Hausgeräten ist auch in Perú stark präsent.

13. Brahma – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/brahma.pe
Eine brasilianische Biermarke, die jetzt zu dem Brauereikonzern AmBev gehört.

14. Interbank – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/InterbankPeru
Eine der größten peruanischen Publikumsbanken mit aktuell etwa 200 Filialen und über 1.200 Bankautomaten. Interbank soll etwa 1,2 Millionen Kunden haben.

15. LAN Perú – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/lanenperu
LAN ist die größte südamerikanische Fluggesellschaft. In Perú bedient LAN 14 Ziele.

16. Esto es Guerra – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/estoesguerra.tv
TV-Showformat – Title dt: Das ist Krieg -,das ähnlich funktioniert, wie das oben genannte Combate: zwei Gruppen (jeweils Männer und FRauen) treten gegeneinader in diversen Spielen und Wetbewerben an.

17. Radio Moda – 0,5 Mio Fans www.facebook.com/RadioModa
Eine Radiostation, die offenbar aber auch TV macht. Soundfarbe: internationaler Pop, Discodance, Latin. Auf der Website kann man sich deren aktuelle Top Ten anhören …

18. Cerveza Cristal – 0,4 Mio Fans www.facebook.com/cervezacristalperu
Laut Wikipedia aktuell die größte peruanische Biermarke.

19. KFC Perú – 0,4 Mio Fans www.facebook.com/KFCperu
Die bekannte US-amerikanische Fastfood-Kette, spezialisert auf Hähnchenprodukte ist auch in Perú aktiv. Die aktuelle Kampagne für zwei Wraps finde ich bezeichnend. Denn diese, so der Slogan, sollen Sabores Peruanos sein – Peruanische Genüsse. Offenbar muss sich in Perú selbst so ein Multi an die lokalen Geschmacksvorlieben anzupassen, um gute Geschäfte zu machen.

20. Chocolate Sublime – 0,4 Mio Fans www.facebook.com/ChocolateSublime
Schokoladensorte des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé.

Hier ein aktueller Werbspot…